Der Ziegensittich - Cyanoramphus novaezelandiae
Steckbrief des Ziegensittich
Merkmale
Der Ziegensittich ist etwa 27cm lang und wiegt 50 bis 113g. Er ist grün und unten gelblicher. Er hat eine rote Stirn und Scheitel, rote Zügel und Hinteraugenstreifen. Der äußere Bereich der Flügel ist dunkelblau. Junge Ziegensittiche haben weniger Rot am Kopf und einen kürzeren Schwanz.
Systematik und Unterarten
Einige hier aufgeführten Unterarten werden heute als eigenständige Arten aufgefasst.
Die Nominatform des Ziegensittich (Cyanoramphus n. novaezelandiae – Sparrman, 1787) ist in Neuseeland (früher reichlich im Norden und Süden), Stewart, Auckland und vielen küstennahen Inseln zu finden.
Kermadec-Ziegensittich
Der Kermadec-Ziegensittich (Cyanoramphus n.cyanurus – Salvadori, 1891) ist der Nominatform ähnlich, 29 cm groß. Seine Färbung ist weniger gelblich, die Flügelfedern sind dunkler blau und die Schwanzfedern sind grünlich blau. Er bewohnt die fast 100 km von Neuseeland entfernten Kermadec-Inseln.
Chatham-Ziegensittich
Der Chatham-Ziegensittich (Cyanoramphus n. chathamensis) ist ähnlich der Nominatform, aber etwas größer. Das Gefieder am Kopf ist smaragdgrün und die blaue Flügelpartie etwas ausgedehnter. Er bewohnt die 650 km südöstlich der Nordinsel Neuseelands gelegenen Chatham-Inseln. Auf einigen dieser Inseln kommt es zur Vermischung mit dem Chatham-Springsittich (Cyanoramphus forbesi).
Antipoden-Ziegensittich
Antipoden-Ziegensittich (Cyanoramphus novaezelandiae hochstetteri – Reischek, 1889) ist größer und gelblicher als die Nominatform. Die roten Bereiche am Kopf sind mehr orangefarben.
Er bewohnt die zu Neuseeland gehörenden Antipoden-Inseln. Wegen der abgeschiedenen Lage der Inseln ist noch immer wenig bekannt über ihn.
Nach molekulargenetischen Untersuchungen wird er von manchen Systematikern als eigenständige Art betrachtet.
Norfolksittich
Der Norfolksittich oder Tasman-Ziegensittich (Cyanoramphus novaezelandiae cookii – Gray, 1859) ist auf der Norfolkinsel endemisch. Heute ist es auf den Norfolk-Island-Nationalpark und angrenzende Waldgebiete und Obstgärten beschränkt. Es wurden intensive Erhaltungsmaßnahmen ergriffen, einschließlich Überwachung, Bekämpfung eingeführter Raubtiere und Konkurrenten, Bereitstellung künstlicher Nistplätze, Aufzucht in Gefangenschaft und frühere Nachzucht in Gefangenschaft. Durch diese Maßnahmen konnte die Population zunehmen, und die Zahl wurde auf 150 – 200 Vögel im Jahr 2008 geschätzt. Jüngste Beobachtungen deuten darauf hin, dass die Population möglicherweise wieder zurückgeht.
Neukaledonien-Ziegensittich
Der Neukaledonien-Ziegensittich (Cyanoramphus [novaezelandiae] saisseti – J. P. Verraux & Des Murs, 1869) ist in Neukaledonien endemisch und kommt dort in verstreuten Wäldern auf der Hauptinsel Grand Terre vor. Er ist gelblicher und die roten Bereiche des Kopfes sind heller. Nach Sibley und Monroe (1990, 1993) ist es eine eigenständige Art.
Lord-Howe- und Macquarie-Ziegensittich
Der Lord-Howe-Ziegensittich (C. n. subflavescens) der auf der gleichnamigen Lord-Howe-Insel lebte, ist bereits um 1870 ausgestorben. Das gleiche Schicksal widerfuhr dem Macquarie-Ziegensittich (Cyanoramphus n. erythrotis Wagler, 1832), der auf der Macquarie-Insel lebte, zwanzig Jahre später.
Verbreitungsgebiete und Habitate
Ursprünglich war der Ziegensittich überall in einheimischen Wäldern und in allen Höhenlagen vertreten, jetzt findet man ihn aber hauptsächlich in verbliebenen Waldstücken auf der Hauptinsel Neuseelands, normalerweise in niedrigeren Höhen als der Springsittich (Cyanoramphus auriceps), aber in Wäldern, Buschlandschaften und offenen Gebieten auf kleineren Inseln.
Auf den baumlosen Antipoden-Inseln sind die Vögel bodenbewohnend und besetzen offenere Gebiete und niedrigere Küstenvegetation.
Ernährung
Es gibt viel saisonale Variation in der Ernährung, mit Knospen und Blüten, die im Frühling verzehrt werden, Frucht im Sommer und Samen im Herbst, wobei Samen und Frucht zusammen im Winter gefressen werden. Auf Poor Knights aßen die Vögel von Oktober bis November Blüten von Metrosideros excelsa, im Januar Samen von Gräsern und Sträuchern (Leptocarpus, Cortaderia richardii, Coprosma macrocarpa und Macropiper exulans); von Februar bis Mai und August auch die Samen der Klebsamengewächse (Pittosporum crassifolium).
Auf den Antipoden-Inseln bestand die Hauptnahrung aus Gras- und Seggensamen (Poa litorosa, Carex appressa) mit einem Anteil von 55 %, aus Blüten (20 %), Beeren (9 %), Blättern und Knospen (8 %) sowie wirbellosen Tieren (5 %).
Auf Norfolk wurde gesichtet, dass Samen und Blüten von Bluthölzern (Baloghia lucida) und Blüten vom Norfolkeibisch (Lagunaria patersonia) bevorzugt wurden, was durch Früchte verschiedener exotischer Sträucher und Bäume ergänzt wurde. Blatttriebe und Samen von Zimmertannen, auch Norfolkinsel-Kiefern genannt, (Araucaria heterophylla) werden ebenfalls von Ziegensittichen gefressen. Im Herbst waren auf der zu den Chathaminseln gehörigen Insel Rangatira, auch South East Island genannt, Samen von Bandholzbäumen (Plagianthus regius) und Wegerichpflanzen (Hebe dieffenbachii) und Früchte von Braunwurzgewächsen (Myoporum laetum) für die Ernährung am wichtigsten (60%ige Nachweise). Die Samen der Kasuarinen spielen auf Neukaledonien eine zentrale Ernährungsrolle.
Stimme und Stimmverhalten
Am häufigsten wird ein nasales Meckern des Ziegensittich als „kehkehkehkehkeh …“ beschrieben (daher der deutsche Name „Ziegen“sittich), oft in gut getrennten Ausbrüchen von ca. 1 Sekunde, aber auch verlängert für ca. 10 Sekunden oder mehr. Auch leises, rhythmisches, musikalisches, nasales Geplänkel wurde aufgezeichnet, ein sanftes musikalisches „tu-tu-tu-tu“ und einzelne nasale oder kratzige Töne.
Brutbiologie
Auf Neukaledonien liegt die Brutzeit von November bis Januar, in nördlichen Gebieten aber auch zu jeder Jahreszeit.
Von Oktober bis Dezember nisten Ziegensittiche in Baumlöchern oder Klippenbänken, in natürlichen Felsspalten, in Erdhöhlen oder verfilzter Vegetation.
Auf den Antipoden-Inseln bohren die Vögel Tunnel in die Kronen hoher Gras- oder Farnbüscheln.
Ein Gelege hat 5 bis 9 Eier und die Brutzeit dauert ca. 20 Tage. Der Nestlingszeitraum beträgt 5 bis 6 Wochen.
In einer Studie in Neukaledonien betrug bei 11 Brutversuchen in zwei Nestern über 5 Jahre die Gelegegröße durchschnittlich 3,6 Eier, 2,5 Küken geschlüpft und 2,1 Küken wurden flügge. Es wurde auch eine kooperative Zuchtbeobachtet: zwei Männchen unterschiedlicher Größe fütterten das Weibchen und die Küken in jedem Nest. Genetische Analysen zeigten, dass die Männchen die Vaterschaft teilten. Männchen können eine höhere Überlebensrate haben als Weibchen.
Gefährdung und Schutzstatus
Die Nominatform (C. n. novaezelandiae) und der Neukaledonien-Ziegensittich (C. n. saisseti) sind im Anhang I des Washingtoner Artenschutzübereinkommen aufgeführt.
Ziegensittiche werden lt. IUCN Red List als wenig gefährdet eingestuft (2018). Der Bestand wird auf 16.500 – 35.300 Individuen geschätzt, wobei ein anhaltender Rückgang beobachtet wird (siehe dazu auch). Trotzdem werden die Nominatform (C. n. novaezelandiae) und der Neukaledonien-Ziegensittich (C. n. saisseti) im Anhang I des Washingtoner Artenschutzübereinkommen aufgeführt.
Der Ziegensittich ist gemäß BNatSchG (§ 7 Abs. 2 Nr. 13 und 14) streng geschützt, aber von der Anzeigepflicht ausgenommen. Nur die Unterart Norfolk-Ziegensittich (Cyanoramphus novaezelandiae cookii) ist nach Anlage 6 der BArtSchV mit einem geschlossen Fußring der Größe 4.5 mm zu beringen.
Auf den zwei Hauptinseln Neuseelands ist der Bestand des Ziegensittichs im Vergleich zum historischen Niveau stark reduziert, sind aber auf Stewart und vielen küstennahen Inseln immer noch häufig.
Auf den zwei Hauptinseln Chathams sind die Individuen durch Lebensraumverlust und Raubtiere stark reduziert, sind aber auf der kleinen Insel Rangatira reichlich vorhanden.
Auf Mangere und Little Mangere werden die Bestände, als Teil der Schutzbemühungen, streng kontrolliert.
Auf Kermadec eingeführte Raubtiere löschten die Population vor 150 Jahren aus. Nach Ausrottung der Ziegen auf Macaulay in den 1960er Jahren überlebten über 10.000 Vögel (1980), mit kleinen Zahlen auf anderen Inseln.
Die Art ist auf Neukaledonien selten.
Die Population des Norfolksittich (C. n. cookii) zählte 1991 40 Vögel (davon 13 in Gefangenschaft), die unter Jagd, Lebensraumzerstörung, Nestplünderung durch Ratten und Nistplatzkonkurrenz durch die eingeführten Pennantsittiche (Platycercus elegans), europäische Stare (Sturnus vulgaris) und Honigbienen litten. Durch ein aktives Management wurde ein Wachstum der Population ermöglicht, wobei die Zahl 2004 auf 200–300 Vögel und 2008 auf 150–200 Vögel geschätzt wurde. Später führte die mangelnde Wartung der Nistkästen offenbar zu einem Bevölkerungsabsturz, da 2013 der Bestand auf nur 45 – 96 Vögel geschätzt wurde. Ein Notfallprogramm zur Wiederherstellung der Nester in Verbindung mit einer weitaus intensiveren Ratten- und Katzenbekämpfung im und um den Norfolk Island National Park kehrte sich die Situation jedoch schnell um, und zwei Jahre später waren 200–400 Vögel vorhanden. Die Umsiedlung von Vögeln von der Norfolk-Insel auf die Lord-Howe-Insel wurde dringend gefordert, da dort weniger Bedrohungen bestehen und das Aussterben angeblich durch menschliche Verfolgung verursacht wurde.
Das Aussterben der endemische Unterart C. n. rythrotis auf Macquarie wird dem Raub durch Wildkatzen und der Verkleinerung des Lebensraums durch Kaninchen zugeschrieben.
Quellen und Literaturangaben
Ihre Fragen an die Fachgruppe im DKB
Im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. ist die Fachgruppe der Sittiche und Exoten für Ziegensittiche zuständig.
Im Bereich der Sachkunde finden Sie Erstinformationen zur Haltung von Sittichen.
Wenn Sie Fragen zum Ziegensittich haben, kontaktieren Sie uns. Wir führen diese und unsere Antworten dann in Unterartikeln auf.