Kurzbeschreibung des Schweizer Frisé
Der Schweizer Frisé wird auch Frisé de Suisse genannt und ist ein domestizierter Frisé-Kanarienvogel aus der Schweiz. Er ist seit der Weltschau in Paris im Januar 1968 von der COM anerkannt.
Der Schweizer Frisé ist eine Figurenkanarienrasse, die nur die drei Hauptfrisuren besitzen darf und in der Arbeitshaltung eine Sichelform einnimmt. Diese Rasse ist in allen Kanarienfarben, außer den rotgrundigen, einschließlich der Schecken zugelassen.
Die Geschichte der Schweizer Frisé Kanarien
Die Entstehung der Rasse ist uns recht gut bekannt. Die ornithologische Gesellschaft Basel kaufte 1870 auf einer Ausstellung in Köln sogenannte „Pariser Vögel“. Schon bald sah man in der Schweiz an verschiedenen Orten solche Vögel auftauchen. Mit dem häufigen Import von Vögeln kam auch der Name „Holländer“ ins Land und trat an Stelle der Bezeichnung „Pariser“. Es wurden aus den verschiedensten Ländern und Städten Vögel importiert und damit unbemerkt ein „Kunterbunt“ an Zuchtvögeln zusammengetragen, aus dem man fast nicht mehr klug werden sollte. Um diesem Handeln Einhalt zu gebieten, stellten Ende der Achtziger Jahre (ca. 1880) weitsichtige Züchter den Antrag zur Schaffung eines einheitlichen Standard für den Schweizer Holländer-Kanarienvogel.
In Basel trafen sich 1924 Züchterfreunde und diskutierten über einen ersten Standard des „Frisé Suisse“, dem sich die Ornithologische Gesellschaft anschloss. Sie erreichte anlässlich des 1968 in Paris stattgefundenen C.O.M.-Kongress die internationale Anerkennung des „Frisé Suisse“. Trotzdem war seine Anerkennung oft Gegenstand von Kritik, da er dem Frisé du Sud sehr ähnlich ist.
Dieser Kanarienvogel wird fast ausschließlich in der Schweiz gezüchtet, aber auch dort befassen sich nur wenige Züchter mit dieser Rasse. Die enge Verwandtschaft mit dem Frisé du Sud kann ein Grund dafür sein, dass diese Rasse nicht weit verbreitet ist. Ein weiterer Grund könnte die Schwierigkeit sein, die verfügbaren Vögel so zu verbessern, dass sie die im Standard geforderten Merkmale aufweisen. Dies betrifft insbesondere die typische Haltung, die einem Halbmond, Halbkreis oder einer Sichel ähneln soll. In den letzten Jahren ist er häufiger auf der einen oder anderen Bewertungsschau zu sehen.
Beschreibung und Merkmale der Rasse Schweizer Frise
Der Schweizer Frisé ist eine frisierte Figurenkanarienrasse. Diese Rasse ist in allen Kanarienfarben, außer den rotgrundigen, einschließlich der Schecken zugelassen.
In der Arbeitshaltung zeigt sich der Vogel in einer Sichelform und sieht dann wie ein frisierter Scot Fancy aus.
Dazu tragen auch die leicht gewinkelten Ständer und die sichtbaren, gefiederten Unterschenkel bei.
Die Größe soll 17,0 bis 18,0 cm betragen.
Der zierliche, leicht abgeflachte Kopf ähnelt einem Schlangenkopf, der vom Hals leicht abgesetzt ist.
Das Gefieder muss seidig wirken und – mit Ausnahme der Frisuren – glatt anliegen. Der Frisé du Sud darf nur die drei Primär- oder Hauptfrisuren besitzen, also Rückenfrisur, Flankenfrisur und Brustfrisur. Alle anderen Körperstellen dürfen keine Frisuren besitzen.
Die Rückenfedern bilden einen Längsscheitel, von dem aus die Federn gleichmäßig nach beiden Seiten fallen. Dieser „Mantel“ soll 2/3 des Rückens bedecken.
Von beiden Brustseiten aus streben die Federn zuerst etwas nach außen und dann zur Brustmitte hin und formen dort einen Hohlraum, der oft als „Körbchen“ bezeichnet wird. Das Brustbein muss befiedert sein.
Oberhalb der Schenkel streben die Flankenfedern beidseitig zuerst nach außen und wölben sich dann nach oben.
Der Schwanz ist schmal und geschlossen und wird in Fortsetzung der gebogenen Rückenlinie getragen.
Die Flügel liegen eng am Körper an und dürfen sich auf dem Bürzel nicht kreuzen oder herabhängen.
Weitere Erläuterungen finden Sie im aktuellen Standard für Positurkanarien.
Haltung und Zucht des Schweizer Frisé Kanarienvögel
Die Haltung und Zucht der Schweizer Frisé ist nicht für den Anfänger in der Positurkanarienzucht geeignet, vielmehr sollte der Züchter mit weniger sensiblen Frisé-Rassen Erfahrungen sammeln. Sowohl beim Futter als auch bei Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind die Vögel sehr anspruchsvoll, denn sie reagieren sehr sensibel auf Schwankungen der Temperatur und/oder Luftfeuchtigkeit.
Die Zucht der Schweizer Frisé Kanarien
Die Vögel können auch auf Störungen während der Brut empfindlich reagieren. Deshalb ist eine Wechselhecke kaum möglich. Haben sich die Paare aneinander gewöhnt und harmonieren miteinander, ist der Austausch eines Partners meist nicht von Erfolg gekrönt. Ist das jedoch unumgänglich, weil z. B. ein Gelege wiederholt unbefruchtet ist, muss das neu zusammengestellte Paar intensiv beobachtet werden. Wenn das neue Männchen vom Weibchen zu stark gejagt und bedrängt wird, muss man versuchen mit einem anderen Männchen die Harmonie herzustellen.
In der Zucht sollte man also ausschließlich die Paarhecke in ausreichend großen Zuchtkäfigen betreiben. Sind die Partner gut aufeinander eingespielt, sind es hervorragende Eltern, die ihre Jungen problemlos aufziehen. Es sind also keine Ammenvögel notwendig!
Bei der Paarbildung auf die Gefiedertextur achten
Wie bei allen Positurkanarien ist bei der Paarzusammenstellung die Gefiedertextur zu beachten. Es sollten immer wieder Vögel mit einer intensiven Federtextur verwendet werden. Vögel mit groben Fehlern der Frisuren und zu kleine Vögel sollten nicht zur Zucht verwendet werden. In Ermangelung intensiver Vögel kommt manch ein Züchter in Versuchung, andere Frisé-Figurenrassen, z. B. Gibber Italicus, einzukreuzen. Davor kann nur gewarnt werden, da beim gegenwärtig hohen Stand der Positurkanarienzucht solche Rassenmischlinge keine züchterischen Vorteile bringen.
Es muss dringend davon abgeraten werden, Schweizer Frisé mit Frisé du Sud zu kreuzen, da keine der beiden Rassen davon profitieren würde. Da die Arbeitshaltung beider Rassen zu unterschiedlich ist, würde sich solch eine Kreuzung nachteilig auf die Haltung bei beiden Rassen negativ auswirken. Auch die Einkreuzung von Gibber Italicus würde bei den Nachkommen bewirken, dass sie den Hals waagerecht nach vorn recken oder gar absenken.
Das Gleiche gilt für die Kreuzung mit Melado Tinerfeño oder Giboso Español, da die beiden iberischen Rassen eine unterschiedliche Art, haben auf der Sitzstange zu arbeiten, sich zu positionieren und zu balancieren. Alle Züchter, die den Schweizer Frisé erhalten wollen, müssen versuchen, sie sauber zu züchten, auch wenn zunächst das System der strengen Inzucht angewendet werden muss.
Text: Thomas Müller, Uwe Feiter, Norbert Schramm
Fachgruppe im DKB
Für den Schweizer Frisé ist im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. die Fachgruppe der Farben- und Positurkanarien oder der Spezialclub für frisierte Kanarienrassen „Frisé-Freunde“ zuständig.
Im Bereich der Sachkunde findet man Erstinformationen zur Kanarienhaltung.
Bei weiteren Fragen würden wir uns freuen, wenn Sie uns kontaktieren. Diese führen wir im folgenden Bereich auf.
Fragen zum Schweizer Frisé
Unterschiedliche Fragen zum Schweizer Frisé haben wir in Unterartikeln aufgelistet und hier aufgeführt.
Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie uns gern.
Quellen und Literaturangaben
Positurkanarienstandard des Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. (Stand 2021), Loseblattsammlung
Frisé-Freunde – Spezialclub für frisierte Kanarienrassen. Unter: https://frise-freunde.de/index.html
H. Claßen, W. Kolter: Die Positurkanarien. Eigenverlag Rheinmünster, 2005.
C. Rahn: Der Kanarienvogel. Seine Geschichte, Pflege, Zucht und naturgemäße Kranken-Behandlung. Rudolph’sche Verlagsbuchhandlung, Dresden 1931. Mit zahlreichen Illustrationen von Gustav Tischer.
N. Schramm: Kompendium-Kanarien, Band 3, Positurkanarien aus aller Welt. Books on Demand, Norderstedt, 2022.