Steckbrief der Jaspe-Kanarien
Die Jaspe-Eigenschaft ist eine der neueren Melaninfarben bei Kanarienvögel, die durch Einkreuzung verschiedener Zeisigarten entstanden ist.
Die Geschichte der Jaspe-Kanarien
Um 1996 experimentierten der Züchter José Antonio Abellan aus Murcia (Spanien) und Guillermo Cabrera mit Hybriden. Er verpaarte u.a. einen Magellanzeisig (Spinus [Carduelis] magellanicus), der eine Mutation mit verdünnten Melaninen aufwies – diese Mutation wiederum stammte von einem Erlenzeisig (Spinus [Carduelis] spinus) – mit einem Kanarienvogelweibchen in Schwarzgelb. Daraus entstanden Jungvögel mit einer anderen, aber sehr attraktiven Melaninfarbe. Die jungen Männchen wurden wiederum mit Kanarienvogelweibchen verpaart. Auch hier gab es fruchtbare Hybridmännchen mit der neuen Melaninfarbe.
In Italien wurde 1999 ein ähnlicher Versuch unternommen. Der Züchter Riccardo Rigato verpaarte Kapuzenzeisige (Spinus [Carduelis] cucullatus) in Pastell mit schwarzroten Kanarienvogelweibchen. Auch diese Nachkommen zeigten ähnliche Merkmale der Melaninzeichnung wie die spanischen Vögel.
Damit war der Weg frei, diese Mutation auf alle Kanarienfarben zu übertragen.[1] In Spanien wurde diese neue Mutation „Jaspe“ und in Italien „Amethyst“ genannt. Beide Namen sind wiederum von Edelsteinen (Jaspis und Amethyst) abgeleitet. In der Zwischenzeit hat sich der Name Jaspe durchgesetzt und wird heute ausschließlich verwendet.
Die Merkmale der Jaspe-Kanarien
Die Jaspe-Mutation verdünnt schwarzes und braunes Eumelanin, lässt aber das Phäomelanin und die Lipochrome unangetastet.
Bei den Jaspe-Kanarien fehlt die ausgeprägte Streifenbildung (Melaninmuster) auf dem Rücken, wie sie bei den meisten Melaninkanarien zu finden ist, weitgehend. Der Federkiel behält seine ursprüngliche Farbe. Das Melanin befindet sich zunächst in der Federmitte, geht in einen verdünnten Bereich über und wird am Rand der Feder wieder stärker.
Dies ist eine „dreistreifige Feder“. Alle vier Melaninarten haben diese zentrale Streifung, die beim schwarzen und braunen Jaspe aber heller ist als die Federränder. Anders bei Achat und Isabel, bei denen die zentrale Streifung dunkler ist als die Federränder.
Dieses Muster ist leicht unterschiedlich, je nachdem, ob es sich um eine intensive, eine nicht-intensive oder eine Mosaikfeder handelt. Auch je nach Art der Federtextur (rund, breit, fein, halbfein) kommt das Muster mehr oder weniger gut zum Ausdruck. Im Gegensatz dazu lagern die Federn am Kopf und an den Seiten das Melanin nur in der Mitte der Federn ab, was zu einer Streifung wie bei anderen Melanin-Kanarienvögeln führt.
Ein weiteres deutliches Merkmal ist die Melaninverdünnung im Großgefieder. Bei den Hand- und Armschwingen nimmt diese Verdünnungszone 60 % der Feder ein, bei den äußeren Schwanzfedern 40 %. Nur die Federspitzen besitzen Melanin. Die Federkiele sind innerhalb der aufgehellten Zonen melaninfrei.
Schauvögel dürfen im Großgefieder kein Lipochrom aufweisen (Ausnahme: die Flügelfedern von dominant weißgrundigen Vögeln). Daher darf den Nestlingen kein lipochromhaltiges Futter gegeben werden.
Derzeit sind einfaktorige (SD = single-dilute) Jaspe-Kanarien in Schwarz, Braun, Achat und Isabell anerkannt. Natürlich auch in allen Lipochromfarben, Dominantweiß, Rezessivweiß und in den Kategorien intensiv, nichtintensiv und Mosaik.
Die genaue Beschreibung der einzelnen Jaspe-Varianten und die dazugehörige Punktvergabe finden Sie im Standard für Farbenkanarien und weitere Bilder in der Anlage zum Farbenstandard.
Schwarzjaspe SD
Man bevorzugt Vögel, die den optischen Blaufaktor zeigen, der das braune Phaeomelanin zurückdrängt.
Braunjaspe SD
Auch bei den braunen Jaspe-Kanarien werden Vögel mit dem optischen Blaufaktor bevorzugt, da das braune Phaeomelanin zurückdrängt wird.
Achatjaspe SD
Isabelljaspe SD
Häufige Fehler der Jaspe-Kanarien
Es kann vorkommen, dass ein oder mehrere Federn ganz oder teilweise stark mit Melanin gefärbt sind (sogenannte „Tintenflecke“). Dies ist jedoch nicht erblich, sondern tritt rein zufällig auf (wie die Melaninflecken bei aufgehellten Kanarienvögeln).
Doppelfaktorige Jaspe-Kanarien
Die doppelfaktorigen Jaspe-Kanarien (DD) ähneln in ihrer Zeichnung den einfaktorigen Vögeln. Allerdings sind die Melaninfarben deutlich heller. Bei den zweifaktorigen Braun-, Achat- und Isabell-Jaspe ist die Zeichnung oft nicht deutlich erkennbar. Sie sehen dann wie schmutzige Lipochrom-Vögel aus. Daher muss die Frage erlaubt sein, ob es sinnvoll ist, alle Varianten als Schauvögel zuzulassen. Doppelfaktorige Vögel können unregelmäßig große Aufhellungen haben, die an verschiedenen Stellen, wie am Hals, an den Seiten und auf dem Rücken lokalisiert sein können.
Die doppelfaktorigen (double-factor, auch DD) Jaspe-Kanarienvögel sind in der COM zur Zeit noch nicht anerkannt. Es werden jedoch Anstrengungen zur internationalen Anerkennung unternommen und es wurde bereits ein vorläufiger Standard erstellt.
Die Vererbung der Jaspe-Eigenschaft
Das Vererbungsverhalten dieser Mutation ist ein absolutes Novum bei Kanarienvögeln, denn es handelt sich um einen unvollständigen (halbdominanten), autosomalen (nicht geschlechtsgebundenen) Vererbungsmodus. Das Vorhandensein von nur einem mutierten Allel führt zu einer Veränderung des Melaninmusters. Wenn beide Allele mutiert sind, wird das Melaninmuster noch stärker beeinflusst. Es gibt also einfaktorielle und zweifaktorielle Vögel. Die Doppelfaktor- oder doppelt verdünnten Kanarienvögel (DD) haben eine deutlich hellere Melaninzeichnung als die Einzelfaktor- oder einfach verdünnten Kanarienvögel (SD).[2] [3]
Wenn zwei einfaktorige Vögel verpaart werden, werden 25 % der Nachkommen doppeltfaktorig sein, 50 % einfaktorig und 25 % werden die Mutation nicht besitzen. Die Verpaarung von zwei doppelfaktorigen Jaspe-Kanarien ist nicht nachteilig, da es keine Letalität gibt – wie sie bei anderen dominanten Merkmalen auftreten kann.
Quellen und Literaturangaben
[1] J. A. Abellán, J.-P. Glémet: Une mutation qui a de l’avenir: le canari JASPE. Unter: http://canari.pagesperso-orange.fr/ccc/CCCart33.html
[2] J. A. Abellán: Canario Jaspe – El largo camino hacia su reconocimiento. Unter: https://fdocuments.net/document/canario-jaspe-reconocimiento.html
[3] M. Guerrero: La mutación Jaspe – La transmisión hereditaria de sus características particulares, genotipo y fenotipo. Unter: https://www.woutvangils.be/attachments/article/644/JASPE-GUERRERO.pdf
Farbenkanarienstandard des Deutschen Kanarien- und Vogelzüchter-Bund e.V. (Stand 2020), Loseblattsammlung
O. Hungenberg: Farbenkanarien Jaspe. Unter: https://www.birdsandmore.de/shop/pdf/jaspe.pdf
N. Schramm: Kompendium-Kanarien, Band 2, Genetik, Gefiederfärbung, Farbenkanarien, Mischlinge. Books on Demand, Norderstedt, 2018.
Fachgruppe im DKB
Im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. ist die Fachgruppe der Farben- und Positurkanarien für den Jaspe-Kanarienvogel zuständig.
Im Bereich der Sachkunde findet man Erstinformationen zur Kanarienhaltung.
Fragen zum Jaspe
Wir haben alles Wesentliche zu den Jaspe-Kanarien hier aufgeführt. Bei Anregungen oder Fragen, kontaktieren Sie uns gern.
Wie sollte ich beginnen mit Jaspe Kanarien
Zuerst einmal das Zuchtziel festlegen. Möchte man Schwarzjaspe, Braunjaspe, Achatjaspe oder Isabelljaspe züchten. Der einfachste Weg ist, einen einfaktorigen Jaspe aus einer dieser Melaninreihe erwerben (Geschlecht spielt keine Rolle) und dazu einen Partner aus der gleichen Melaninreihe (Schwarz, Braun, Achat, Isabell) setzen. Die Hälfte der daraus fallenden Jungvögel sind einfaktorige Jaspe-Kanarien.