Einige ergänzende Bemerkungen – zugleich eine Besprechung der Schriften von Jules Jannin (1852) und Pierre Aubac (1909)

Dieser Artikel ist ursprünglich in „Der Vogelfreund – Februar 2013“ erschienen und als PDF an diesen Artikel angehängt. Autor: Michael Monthofer, Kiebitzreihe – Retrodigitalisierung: Thomas Müller, Langerwehe. 

Er ist der Fachgruppe der Farben- und Positurkanarien zugeordnet und in der dortigen Übersicht auffindbar.

Im Jahre 1995 habe ich in dieser Zeitschrift (Nr. 12/1995) einige Gedanken geäußert, wann und wie die Frisé-Kanarien wohl entstanden sein könnten. Meine Literaturrecherche brachte das für mich erstaunliche Resultat, dass insbesondere die älteren Schriften aus dem 18. Jahrhundert, wie z. B. Hervieux und Wickede, keinerlei Hinweise auf frisierte Kanarien enthalten. Auch die immer wiederholte Legende vom Frisé als Geschöpf des Rokoko fand keine literarische Bestätigung. Um es gleich vorwegzunehmen, mir ist bis heute bezüglich Frisé-Kanarien keine Literaturstelle bekannt geworden, die älter ist als die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Gleiches gilt für die bildliche Darstellung eines Frisé-Vogels. Noorduijn erwähnt in seinem 1905 erschienenen Werk über Farben- und Gestaltskanarien den französischen Vogelschriftsteller Jules Jannin, der im Jahre 1853 ein Kanarienbuch bearbeitete und dabei auf die Autoren Hervieux, Sprengel, Buc’hoz und Buffon verwies. Tatsächlich stammt die 1. Auflage der vorerwähnten Schrift jedoch aus dem Jahre 1852, die 2. Auflage erfolgte 1877. Das Büchlein hat dann in den folgenden Jahrzehnten diverse Neuauflagen erlebt bis hinein in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Gleiches gilt auch für die Schrift von Aubac über Frisé-Kanarien.

Jules Jannin „Les Serins Canaris Et Hollandais“ – links die Erstausgabe 1852, rechts die zweite Ausgabe aus dem Jahre 1877
  • Hier stammt die 1. Auflage schon aus dem Jahre 1909, währenddessen bei uns in Deutschland regelmäßig nur die Auflage aus dem Jahre 1959 zitiert wird.

Doch zurück zu Jules Jannin. Der Titel seiner Arbeit aus dem Jahre 1852 lautet: „L‘ art d’élever et de multiplier les serins canaris et hollandais“ oder auf Deutsch: Die Kunst wie Kanarienvögel und Holländer-Kanarien aufzuziehen und zu vermehren sind. Den Letzteren widmet er ein kurzes Kapitel von gerade mal knapp zwei Seiten: „Diese Art von Kanarienvogel ist das Ergebnis fleißiger Bemühungen wahrer Liebhaber und zielstrebiger Verpaarungen. Der Ursprung dieser Varietät ist der gewöhnliche Kanarienvogel genannt „duvet“, dessen größte und schönste Vertreter beständig miteinander verpaart wurden. Vor ungefähr 20 Jahren wurden diese Kanarienvögel nach Frankreich eingeführt und zwar aus Holland und Belgien, wo die ersten Zuchten entstanden.“ Wenn Jannin recht hat, wäre danach der Holländer-Kanari in Frankreich vor dem Jahre 1832 noch unbekannt gewesen! Der vorstehende Hinweis von Jannin auf die „duvets“ oder Flaumfedern, die auch Hervieux erwähnt, dürfte m. E. der Grund dafür sein, dass viele spätere Autoren meinten, Hervieux habe schon in seiner Liste am Anfang des 18. Jahrhunderts einen frühen frisierten Kanarienvogel erwähnt.

Tatsächlich ist dies jedoch nicht der Fall, wie ich es in meinem oben erwähnten Artikel aus dem Jahre 1995 erläutert habe!

Das Äußere der Holländer-Kanarien beschreibt Jannin wie folgt: „Er verfügt über einen verlängerten Hals und einen feinen Kopf, der Körper ist gekrümmt auf langen Beinen. Er ist größer als der gemeine Kanarienvogel und auch massiger.“ Unterschieden werden „doppelte“ und „einfache“ Holländer. Bei den „doppelten“ ist das Brustgefieder kräftig röhrenartig ausgebildet. Bei den „einfachen“ sind die Brustfedern nur nach einer Seite „umgekehrt“. Die beiden vorgenannten Varietäten werden dann noch zusätzlich unterschieden in „raupenbeinige“ (jambes des chenilles) und „behoste“ (culottée). Die Ersten nennt man die „raupenbeinigen“, weil diese Vögel fast von Federn entblößte Oberschenkel haben. Die Zweiten nennt man die „behosten“, weil diese sehr stark befiederte Oberschenkel haben. Der Holländer-Kanarienvogel, der alle Schönheitskriterien in sich vereinigt, sollte wie folgt aussehen:

  • er steht auf hohen Beinen;
  • der Kopf muss „losgelöst“ von den Schultern sein;
  • in ganzer Länge muss er sich in leicht gekrümmter Form präsentieren;
  • er muss auf dem Rücken auf beiden Seiten seidig fallende
    Federn haben, die bis über die Flügel reichen;
  • der Schwanz soll keinen Fächer bilden, wie bei gewöhnlichen
    Kanarienvögeln.
Titelseiten im Wandel der Zeit: links „Le Serin Hollandais“, Ausgabe 1909 und rechts „Le Serin Frisé Parisien“, Ausgabe 1953 von P. Aubac

Vorstehend beschriebene Frisé-Kanarien findet man abgebildet in „The Illustrated London News“ der Jahre 1858 und 1865.

Die Farben der Holländer sind dieselben wie bei den übrigen Kanarienvögeln. Kreuzungen von Holländer-Kanarien mit gewöhnlichen nennt Jannin „coupés hollandais“. Diese sind weniger schön als die reinen Holländer und haben auch einen geringeren Wert. „Coupés hollandais“ könnte man übersetzen mit „Holländer mit beschnittenen Federn“, da bei dieser Verpaarung die Frisuren kleiner und mangelhafter ausgebildet sind und der Vogel wie beschnitten aussieht. Was die Zucht anbelangt, beschreibt Jannin sie als anspruchsvoller als die der Landkanarien, auch singen die Holländer nicht so laut wie die gewöhnlichen Kanarien.

Weiter sind in seinem Büchlein zwei Abbildungen zu finden: Zum einen der Serin Hollandais und der Serin des Canaries. Wer sich ein wenig intensiver mit den Frisé-Kanarien und ihrer Geschichte befasst, dem dürfte die Abbildung des Serin Hollandais (Abb. 5 rechts) bekannt vorkommen. G. de Baseggio und F. Lombardini haben im Jahre 1974 ein Buch über Frisé-Kanarien in italienischer Sprache geschrieben mit dem Titel: I Canarini Arricciati. Die Abbildung 1 des vorerwähnten Werkes bezeichnet einen Kanari als „Holländer Kanarienvogel um das Jahr 1700 (Abb. 5 links)“. Betrachtet man beide Abbildungen bei Jannin und de Baseggio etwas genauer, so stellt man unschwer fest, dass de Baseggio den „Jannin-Holländer“ seitenverkehrt kopiert hat, außerdem hat er noch kleine Retuschen z. B. beim Brustgefieder vorgenommen. Ansonsten ähneln sich die beiden Abbildungen wie „ein Ei dem anderen“. Es steht zu vermuten, dass de Baseggio von einer Ausgabe Jannins aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts abgekupfert und diese Zeichnung mit ein wenig Phantasie ausgeschmückt hat. Phantastisch ist auch die Angabe: „um das Jahr 1700“. Hier hat sich de Baseggio um rund hundertfünfzig Jahre vertan. Es steht zu vermuten, dass dies mit voller Absicht geschah, die Jahreszahl 1700 ist nun einmal beeindruckender als 1850 und auch besser zur Legendenbildung geeignet! Es handelt sich hierbei um das altbekannte leidige Problem der korrekten zeitlichen Einordnung der Daten der Domestikationsgeschichte des Kanarienvogels. Man findet immer wieder in der einschlägigen Literatur derartige maßlose Übertreibungen.

(Abb. 5) Frisé-Kanarien: links aus „Canarini Arricciati“ von De Baseggio (1974) – Seite 8, rechts aus „Les Serin Canaris Et Hollandais“ von Jules Jannin (1852) – Seite 2

Zurück zu dem Büchlein von Jules Jannin: Es handelt sich meines Erachtens um eine hochinteressante Beschreibung der Frisé-Kanarien aus den Anfängen ihrer Zucht aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Betrachtet man spätere Abhandlungen über frisierte Kanarien, so fällt auf, dass dieser Rassenkreis bei Jannin ausschließlich „Serin Hollandais“ genannt wird. Der Begriff „Le Serin Français“ oder auch „Le Serin Frisé Parisien“ wird erst 40 bis 50 Jahre später gebraucht.

Im Jahre 1909 erschien von Pierre Aubac dessen Abhandlung über Frisé-Kanarienvögel in französischer Sprache, auch wieder „Le Serin Hollandais“ betitelt. In späteren Auflagen seines Büchleins z. B. der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts lautet der Titel dann „Le Serin Frisé Parisien“. Aubac führt im Jahre 1909 aus, dass sich die Liebhaber seit fünfzig Jahren mit der Zucht von Holländerkanarien beschäftigen. Neben dem „Hollandais Parisien“ erwähnt er noch den „Hollandais du Nord“ bzw. „Lillois“ oder „Roubaisien“, die zwar dem „Hollandais Parisien“ ähneln, jedoch kleiner sind und dessen Schönheit nicht erreichen. In seiner Aufzählung fehlt der im deutschen Schrifttum gelegentlich erwähnte „Frisé de Picard“. Weiter beschreibt er den „Hollandais Belge“ oder „Serin Bossu“, der damals nach Aubac in Frankreich praktisch unbekannt ist, jedoch in Belgien hoch geschätzt und dort zu phantastischen Preisen gehandelt wird. Hinsichtlich des „Hollandais Lillois“ gibt er noch den interessanten Hinweis, dass dieser sehr dem „Parisien“ ähnelt und häufig auch zu Preisen gehandelt wird, wie man sie für reinrassige „Parisien“ fordert.

 

Der Frisé von Roubaix aus „Farben- und Gestaltskanarien“ von Noorduijn (1905) – Seite 45/46. Links sehen wir eine Ideal- bzw. Standardzeichnung und rechts die Zeichnung eines Vogels von Noorduijn, den er vom Händler W. van Boekeren in Brummen erhalten hatte.

Welche Schlussfolgerungen hinsichtlich der rassengeschichtlichen Entwicklung der Frisé-Kanarien kann man nun aus den Beschreibungen von Jannin und Aubac ziehen? In der Mitte des 19. Jahrhunderts dürfte wohl nur der von Jannin beschriebene leicht gebogene Frisé-Kanarienvogel existiert haben. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gab es dann nach Aubac in Frankreich und Belgien offensichtlich Frisé-Kanarien, die man in drei Rassenkreise einteilen kann:

  • einen großen, stark frisierten, aufrecht stehenden Vogel namens „Hollandais Parisien“;
  • einen etwas kleineren, weniger stark frisierten, aufrecht stehenden oder leicht gebogenen Vogel namens „Hollandais du Nord“, oder auch „Lillois“ oder „Roubaisien“ genannt, und
  • einen gebogenen Vogel, dessen Kopf die Schultern nicht überragt und der„Hollandais Belge“ bzw. „Serin Bossu“ genannt wurde.

Ein wenig unsicher bin ich bei der Frage, ob letzterer Rassenkreis frisiert war oder nicht und ob nicht möglicherweise der heutige Bossu Belge damit gemeint sein könnte? Da auch die beiden erstgenannten Rassenkreise von Aubac hinsichtlich der Ausprägung ihrer Frisuren nicht weiter beschrieben werden, darf man wohl davon ausgehen, dass alle „Serins Hollandais“ über gekräuselte Federn und damit Frisuren verfügen. Eines müssen wir uns jedoch besonders vor Augen halten: Die damaligen Frisé-Kanarien können nicht verglichen werden mit den heutigen gut unterscheidbaren Frisé- Rassen! Die „Serins Hollandais“ jener Zeit kann man wohl lediglich als Rassenkreise mit einer großen Variationsbreite bezeichnen oder vielleicht sogar teilweise nur als „Mischmasch“.

Frisé-Kanarien aus „Il Canarino“ von Aschenbrenner (1937) – Seite 17/20. Diese Zeichnung lässt erahnen, dass der Urheber den Frisé-Kanari nur aus Erzählungen kannte und wahrscheinlich diese Vögel nie wirklich gesehen hat.

Insofern waren sicherlich auch die Unterschiede zwischen geraden und gebogenen Frisé-Typen fließend. Dies machen auch die Abbildungen des Frisé de Roubaix bei Noorduijn deutlich, ebenso die Zeichnungen von Schweizer, Münchner und Wiener Holländern bei Ruß bzw. Noorduijn, die wohl auf belgische und französische Ursprünge zurückgehen.

Abschließend noch einige persönliche Überlegungen und Anmerkungen zu den Schriften von Aubac und Jannin. Erstaunlich ist zunächst die große Anzahl der Auflagen, die beide Büchlein erlebt haben. Das Werk von Jannin ist über einen Zeitraum von mehr als hundert Jahren und das von Aubac über einen solchen von rund fünfzig Jahren erschienen! Bedauerlich ist insbesondere bei Aubac, dass die rassespezifischen Aussagen teils sehr knapp gehalten sind und damit Deutungsmöglichkeiten zur rassegeschichtlichen Entwicklung der Frisé-Kanarien nur sehr begrenzt zulassen. Es muss wohl davon ausgegangen werden, dass um 1900 die Kenntnis des Serin Hollandais sich darin erschöpfte, dass er aus Holland bzw. Belgien stammte und sich in die oben genannten Rassenkreise gliederte, teilweise mit unterschiedlichen Ausprägungen der Frisuren, wie sie schon Jannin 1852 beschrieben hatte. Völlig unberücksichtigt bleiben muss die Frage, welche Frisé-Typen Jannin und Aubac mit eigenen Augen gesehen haben. Möglicherweise sind ihre persönlichen Wahrnehmungen begrenzt gewesen und sie berichten über die regionalen Frisé-Rassen zumindest teilweise nur vom Hörensagen.

Holländer-Kanarien aus „Il Canarino“ von Emilio Budan (1902) – Seite 4

Das Büchlein von Jannin ist inhaltlich über einen Zeitraum von fast hundert Jahren relativ konstant geblieben, währenddessen die Arbeit von Aubac erhebliche Veränderungen erfuhr, indem im Laufe der Jahre ganze Kapitel neu eingefügt wurden. Trotzdem bestanden viele Passagen aus der ersten Auflage von 1909 unverändert fort.

Nachfolgend ein Beispiel für eine spätere Ergänzung, die in der Auflage von 1909 noch nicht enthalten ist: In Ausgaben von Aubac aus den 50iger Jahren kann man lesen, dass Hervieux de Chanteloup im Jahre 1840 mit einer Duchesse de Berry Flandern besucht haben soll. Dies kann man nur mit einem Kopfschütteln kommentieren, da bereits 1709 die erste Ausgabe seines Werkes „Traité Curieux des Serins de Canarie“ erschienen war.

Wenn man solch einen Unfug liest, ist man auch skeptisch gegenüber weiteren späteren Ergänzungen, dass nämlich im Oktober 1867 die erste Ausstellung von Frisé-Kanarien stattgefunden habe, und zwar durchgeführt von der neugegründeten Kanarienliebhaber-Gesellschaft Societé serinophile „La Nationale“. Diese Behauptung sollte so lange mit Vorbehalt betrachtet werden, bis eine zeitgenössische Quelle bekannt wird, die dies bestätigt. Wenn rund 40 Jahre später nach Gründung der Societé serinophile diese Tatsache von Aubac im Jahre 1909 nicht erwähnt wird, warum sollte dann deren Erwähnung fast hundert Jahre danach in späteren Auflagen unkritisch akzeptiert werden? Es kann doch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich hierbei mal wieder um eine späte Legendenbildung handelt.

Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist, was haben die Autoren Jannin und Aubac noch selbst in nachfolgenden Auflagen ergänzt und was stammt von späteren Bearbeitern? Insofern muss ich bekennen, dass mir völlig unbekannt ist, von wann bis wann Jannin bzw. Aubac gelebt haben, sodass ich auch nicht sagen kann, welche Auflagen von ihnen selbst bearbeitet wurden. In der Ausgabe von Aubac aus dem Jahre 1953 ist der Züchter Maurice Aubac aus Clermont-de-l’Oise erwähnt. Dabei handelt es sich um den Sohn von Pierre Aubac, der möglicherweise das Werk seines Vaters in späteren Auflagen bearbeitet hat.

Überdies ging ich jahrelang davon aus, dass die Arbeit von Aubac aus den 50iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stammt. Umso überraschter war ich, als ich die erste Auflage aus dem Jahre 1909 angeboten bekam. Wie bereits erwähnt sind z. B. die beiden Ausgaben von 1909 bzw. 1953 im Text teilweise absolut deckungsgleich, jedoch auch in weiten Teilen völlig unterschiedlich. Wenn dann Ergänzungen von späteren Bearbeitern vorgenommen wurden, stellt sich die Frage, ob diese aufgrund eigener Nachforschungen historischer Quellen erfolgt sind und damit der historischen Wahrheit entsprechen oder ob nur an weiteren Legenden „gestrickt“ wurde. Quellenangaben gibt es keine, sodass ein wenig Skepsis sicherlich berechtigt ist. Weiter erwähnt die Ausgabe von 1953, dass der „Standard de la Race du Serin Frisé Parisien“ im Jahre 1922 beschlossen worden sein soll und zwar von der Societé serinophile „La Parisienne“, die im Jahre 1884 gegründet wurde. Die Ausführungen zu diesem Standard sind jedoch so umfänglich, dass vorliegend auf eine Darstellung verzichtet wird und einer gesonderten Bearbeitung vorbehalten bleibt.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Rekonstruktion der rassegeschichtlichen Entwicklung der Frisé- Kanarien recht mühsam ist. Es darf aber nicht übersehen werden, dass in den vergangenen Jahren doch einige neue Erkenntnisse gewonnen werden konnten, die ehemals „unumstößliche Wahrheiten“ revidierten. Ich denke hier besonders an die Legende von dem Frisé als Geschöpf des Rokoko bzw. seine angebliche schriftliche Erwähnung schon bei Hervieux. Was den deutschen Sprachraum anbelangt, vertrete ich die Auffassung, dass hier weitere Erkenntnisse hinsichtlich des historischen Werdeganges der Frisé- Kanarien aus alten Schriften wohl kaum noch zu erwarten sein werden.

Pariser Trompeter: links aus „Der Kanarienvogel“ von Dr. Karl Russ Ausgabe 1894 – Seite 57 und rechts aus „Der Kanarienvogel“ von Dr. Karl Russ Ausgabe 1926 – Seite 62

Es dürften deswegen insbesondere Recherchen im holländischen, französischen sowie italienischen und spanischen Sprachraum von Interesse sein. Ich bin mir sicher, dass dort noch so mancher literarische Schatz bezüglich der Entwicklung der Frisé-Kanarien auf seine Entdeckung wartet.

Brüsseler Kanarienvogel, Belgischer Kanarienvogel und Pariser Trompeter aus „Der Kanarienvogel“ von Dr. Karl Ruß (1901) – Tafel II, Seite 46/47
Bericht zu Londons Crystal Palace Show in der Londoner Tageszeitung „The Illustrated London News“ vom 04.03.1865

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