Begriffsbestimmungen
Struktur: Das Wort Struktur (lat. structura – Bau, Bauart, auch Mauerwerk) sollte dem Feinaufbau des Schaftes, der Äste und der Strahlen mit seinen Zellen und deren Veränderungen vorbehalten bleiben.
Textur: Das Wort Textur (lat. textum – Gewebe, Kleid, Tuch oder auch Geflecht, Gefüge) ist die Gesamtheit der Feder, bestehend aus Federschaft, den Federästen und den Federstrahlen. Dieses „Gewebe“ ist das „Kleid“ unserer Kanarien.
Intensität: Das Wort Intensität (lat. intensus – Anspannung, Kraft, Eindringlichkeit, Stärke) bezeichnet ein Maß, in dem etwas vorhanden oder ausgeprägt ist. Bei Kanarien wird es für die Ausprägung der Federfarben verwendet. Federn, bei denen die Farbstoffe nicht bis in die Federspitze reichen, also einen farbstofffreien und damit weißen Federrand haben, sind nichtintensiv. Reichen die Farbstoffe bis in die Federspitze, sind das intensive Kanarien. (siehe dazu auch den Beitrag „Qualzucht Intensität?“)
Kopplung zwischen Textur und Intensität?
Vor einigen Jahrzehnten waren die Intensität und die Textur miteinander gekoppelt. Intensive Kanarien hatten eine schmale, kurze und harte Federtextur. Nichtintensive Kanarien (die sogenannten „Schimmelvögel“) hatten eine breite, lange und weiche Federtextur.
Wir müssen heute beim Gefieder der Kanarien eine Trennung der Begriffe „Intensität“ und „Textur“ vornehmen. Die Intensität (intensiv bzw. nichtintensiv) ist nicht mehr an eine einzige Federtextur gebunden. Es gibt heute intensive Vögel ohne Schimmelrand mit einer breiten, langen und weichen Textur, aber auch nichtintensive Vögel mit einem Schimmelrand und mit einer schmaleren, kürzeren und härteren Federtextur.
Ähnliche Gegebenheiten finden wir beim Schau- oder Standard-Wellensittich. Hier finden wir Vögel mit einer breiten, langen und weichen Gefiedertextur, die als „Buff“ bezeichnet wird. Weiße Federränder wie bei nichtintensiven Kanarien finden wir hingegen nicht.
Tipps für die Zucht
Um ein dem Rassestandard entsprechendes Gefieder zu erzielen, sollte man nie Vögel mit einer gleichen Federtextur verpaaren. Vielmehr sollte man ausgleichend verpaaren. Ein Vogel mit einer harten, schmalen und kurzen Feder sollte einen Partner bekommen, der eine weichere, breitere und längere Feder besitzt, usw.
Intensive Federn ohne weißen Federrand (obere Reihe) und nichtintensive Federn mit weißen Federrand (untere Reihe);
Oben und unten jeweils v.l.n.r.:
kurzer und breiter Dunenteil, lange geschlossene Federfahnen, viel Farbeinlagerungen möglich;
langer und breiter Dunenteil, kürzere und leicht offene Federfahnen, wenig Farbeinlagerungen möglich;
sehr langer und breiter Dunenteil, sehr kurze und schmale Federfahnen, sehr wenig Farbeinlagerungen möglich.
Um einen Überblick über die Gefiedertexturen der Vögel des Zuchtstammes zu bekommen, kann man je eine Feder vom Rücken oder der Flanke und vom Bürzel eines jeden Vogels mit einem Flachbettscanner abscannen. Mit diesen, entsprechend beschrifteten, Bildern ist die Zusammenstellung der Zuchtpaare nach der Gefiedertextur sehr gut möglich. Auch die Archivierung in einem Glas-Dia-Rähmchen eignet sich hervorragend. Einen sofortigen Eindruck über die Gefiedertextur erhält man, wenn man ein weißes oder farbiges Stück Papier unter eine Feder des Gefieders schiebt.
Text und Bilder: Norbert Schramm
Quellen und Literatur
B. Lieb, H. Schröder: Gefiederstruktur – Textur. AZ-Nachrichten 6/1999.
N. Schramm: Kompendium – Kanarien, Band 2 – Genetik, Gefiederfärbung, Farbenkanarien, Mischlinge. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2017.