Kurzinfo zum Salentino
Der Canario Salentino ist eine kleine Figurenkanarienrasse mit Haube aus Italien. Er ist erst 2020 international durch die COM anerkannt und in allen Kanarienfarben zugelassen.
Geschichte des Salentino
Es begann 1999, als SERGIO PALMA, ein italienischer Norwich-Züchter, zwei überzählige Kanarien miteinander verpaarte: ein gelbes Bossu-Belge-Männchen mit einem Weibchen der Deutschen Haube. Das ursprüngliche Ziel war es, dieses ungleiche Paar als Ammen für die Norwich-Kanarienvögel zu verwenden. Das Paar hatte selbst Junge, wovon zwei Jungvögel eine Haube trugen. Diese beiden Vögel gaben den Anstoß, über die Herausbildung einer neuen Rasse nachzudenken.
Die Idee war, eine aufgehellte, farbenfrohe und klein-wüchsige Rasse zu entwickeln, die sich ausreichend von den bereits existierenden Rassen abhebt. Es sollte eine Figurenkanarienrasse werden, die dem Bossu Belge ähnelt, aber keinen „Buckel“, dafür aber eine Haube besitzen sollte. Um diesem Ziel näherzukommen, wurden in den nächsten Jahren Vögel der Rassen Gibber Italicus und Japan Hoso eingekreuzt.
Bis 2005 züchtete er diese Vögel „im stillen Kämmerlein“, konnte aber dann etwa zehn andere italienische Züchter für das Projekt begeistern. Sergio Palma verteilte mehrere Paare an diese Züchter, in der Hoffnung, die Zucht zu erweitern und so die Qualität zu verbessern. Leider waren seine Hoffnungen nur von kurzer Dauer, denn einige Züchter dieser Gruppe gaben die Teilnahme an dem Projekt schnell auf. Die weitere Entwicklung der Rasse wurde nur noch von Sergio Palma und Carmelino Caroppo verfolgt.
Es galt nunmehr, einen treffenden Namen für die entstehende neue Rasse zu finden. Da der Rasseschöpfer aus der Salento stammt, bot es sich an, die Rasse „Il Salentino“ zu nennen. Der Salento ist eine kleine Halbinsel im Süden Italiens und bildet den Absatz des „italienischen Stiefels“.
Die neue Rasse wurde auf verschiedenen italienischen Meisterschaften präsentiert, fand aber anfänglich selbst bei den für eine Rasseanerkennung zuständigen Stellen kein Interesse. Es wurde offenbar befürchtet, dass die belgischen Züchter einen starken Widerstand entgegensetzen würden, weil sie um die Rassereinheit ihres Bossu Belge fürchteten.
Ungeachtet der Hindernisse ließen sich die Züchter nicht entmutigen und versuchten die gewünschten Rassemerkmale zu verbessern. Das größte Problem war, die geringe Größe (maximal 12,5 cm) beizubehalten und Jungtiere mit einer guten Kopfform zu bekommen, die eine schöne Haube tragen.
Die Jungvögel wurden immer größer und die Schulterausbildung war immer noch nicht optimal. Mehr als die Hälfte der Nachkommen erwiesen sich als ungeeignet für die Weiterzucht, weil sie zu sehr vom Idealbild abwichen.
Ab 2008 wurde der Salentino im nationalen Anerkennungsverfahren geprüft und konnte 2010 in Italien anerkannt werden. Nach einigen Änderungen des Standardentwurfes erfolgte die internationale Anerkennung durch die C.O.M. im Januar 2020 anlässlich der Weltschau in Matosinhos (Portugal).
Eine ähnliche Rasseentwicklung versuchte der deutsche Züchter Manfred Mörsch, der Bossu Belge mit Gloster Corona verpaarte und so einen neuen Figurenkanarie – einen Bossu Belge mit Haube – schaffen wollte. Diese Rasse wurde „Colonia“ genannt, da Manfred Mörsch in der Nähe von Köln lebte. Für das Zuchtjahr 2009 wurden die Unterlagen zum deutschen Anerkennungsverfahren eingereicht. Es gelang leider nicht, eine breitere Akzeptanz bei anderen Züchterfreunden zu erreichen. Sicherlich auch, weil im gleichen Zeitraum mit dem Salentino ein Pendant zum Colonia entstand. Die Zuchtbemühungen endeten endgültig mit dem Tod von Manfred Mörsch, sodass diese entstehende Rasse ausstarb, bevor sie sich etablieren konnte.
Rassebeschreibung des Salentino
Der Salentino ist eine glattbefiederte Figurenrasse mit Haube aus Italien. Er ist in allen Kanarienfarben, einschließlich der Schecken, zugelassen.
Haltung: In Arbeitshaltung ist der mittellange Hals nach vorne gestreckt und die Schultern sind hochgezogen, bilden aber keine Rinne wie beim Bossu Belge. Rücken und Schwanz bilden eine gerade, senkrechte Linie. Der Schwanz darf nicht unter die Sitzstange gezogen werden.
Form: Der Körper darf keine Dreiecke bilden, gleichgültig von welcher Seite man den Vogel betrachtet. Die Brust muss abgeflacht sein und darf nicht hervortreten. Der Rücken muss bis zum Schwanz gerade sein. Ein gebogener Rücken, ähnlich wie beim Japan Hoso, ist fehlerhaft. Die Schultern müssen schmal und nicht hochgezogen sein und dürfen nicht als „Buckel“ erscheinen. Der lange Schwanz ist geschlossen und hat eine deutliche Einkerbung am Ende.
Größe: Die Größe des Salentino darf nicht mehr als 12,5 cm betragen. Eine Tendenz zu kleineren Vögeln ist anzustreben. Die Preisrichter sind angehalten, zu große Vögel mit einem Punktabzug zu bestrafen und Vögel, die größer als 13,5 cm sind, nicht zu bewerten.
Kopf und Haube: Der ovale Kopf muss klein und auf der Oberseite leicht abgeflacht sein. Der Schnabel muss in seiner Größe dem Kopf angepasst sein und nicht klobig wirken. Der Haubenmittelpunkt liegt zentral auf dem Oberkopf; die Haube darf nicht die Augen bedecken. Der Nacken darf keine Kahlstelle aufweisen.
Gefieder: Das glänzende Gefieder liegt an jeder Stelle des Körpers glatt an. Andeutungen von Frisuren oder Gefiederscheitelungen sind fehlerhaft. Ursprünglich sollte der Salentino nur eine rote oder weiße Grundfarbe und – bis auf die Haube – kein Melanin besitzen. Im Zuge des Anerkennungsverfahrens wurden diese Forderungen zurückgenommen, denn nunmehr sind alle Kanarienfarben und ihre Schecken zugelassen. Wer seinen Salentinos mit rotem Farbfutter einen orangefarbenen oder roten Farbton geben will, muss beachten, dass diese Lipochromfarbe einheitlich im ganzen Gefieder zur Wirkung kommt.
Beine: Die Ständer sind leicht angewinkelt und stehen parallel zueinander. Die Unterschenkel sind gut befiedert. Gespreizte Beine und durchgedrückte Intertarsalgelenke sind Fehler.
Kondition: Der lebhafte, aber nicht scheue Vogel ist sauber und zeigt sich in guter Kondition und Käfiggewöhnung.
Weitere Informationen zum Standard des Salentino finden sie im aktuellen DKB-Positurkanarienstandard.
Haltung und Zucht
Über die Haltung und Zucht gibt es noch keine veröffentlichten Zuchtberichte. Es ist aber davon auszugehen, dass der Salentino ähnlich gehalten und gezüchtet werden kann wie seine Stammeltern Bossu Belge und Deutsche Haube.
Text: Norbert Schramm
Fachgruppe im DKB
Für den Salentino ist im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. die Fachgruppe der Farben- und Positurkanarien zuständig.
Im Bereich der Sachkunde findet man Erstinformationen zur Kanarienhaltung.
Fragen zum Salentino
Wir haben auf dieser Seite das Wichtigste zum Salentino aufgeführt.
Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie uns gern.
Quellen und Literatur
Technische Kommission der F.O.I – C.T.N. C.F.P.L.: Nuovi Standard il Salentino. Italia Ornitologica 04/2015.
Persönliche Mitteilung Sergio Palma
Positurkanarienstandard des Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. (Stand 2020), Loseblattsammlung
Schramm, N: Kompendium-Kanarien, Band 3, Positurkanarien aus aller Welt. Books on Demand, Norderstedt, 2022.