Steckbrief der Rheinländer Kanarien
Der Rheinländer ist ein domestizierter Kanarienvogel, der seit Mitte des 1980er Jahre in Deutschland gezüchtet wird. Er zählt zu den kleinen, glatt befiederten Positur-Kanarien mit Haube und ist nur in den Kanarienfarben Gelb, Rot und Weiß zugelassen.
Die Geschichte des Rheinländers
Im Herbst 1979 beschloss Horst Noffke (1933 bis 2008) Miniatur-Lancashire-Kanarien zu schaffen. Dazu beschaffte er sich zwei aufgehellte Gloster-Corona-Weibchen und zwei dominantweiße Japan-Hoso-Männchen und verpaarte sie miteinander. Die Nachzuchten nannte er „Eurasier“, da die Ausgangsvögel aus Europa (Gloster) und aus Asien (Japan Hoso) stammten
Die systematische Selektion auf die gewünschten Rassemerkmale zeigte schnell erstaunliche Ergebnisse. Zur 1. Internationalen Spezialschau der gebogenen glattbefiederten Positurrassen am 09. und 10. November 1985 in Ahlen wurde seine Neuzüchtung als Mini-Lancashire das erste Mal vorgestellt.
Die Anerkennung als neue Rasse gestaltete sich schwierig. Auch der Name „Eurasier“ stieß nicht auf Zustimmung, denn es sollte ein deutscher Name sein. Zum Kommersabend, anlässlich der DKB-Meisterschaft in Coesfeld, wurde von Paul Pütz und dem Vogelmaler Herrmann Heinzel spontan der Name „Rheinländer“ festgelegt, da Horst Noffke damals im rheinländischen Düsseldorf wohnte. Damit war ein deutscher Name gefunden und die neue Rasse wurde künftig so genannt.
1989 erfolgte die nationale Anerkennung mit der derzeit gültigen Standardbeschreibung und im November 2006 folgte die internationale Anerkennung durch die COM.
Wenn man die angesenkte Schwanzhaltung außer Acht lässt, nimmt der Rheinländer keine besondere Haltung ein. Trotzdem wurde er in die Gruppe der glattbefiederten („gebogenen“) Figurenkanarien zugeordnet. Grund ist, dass sich die deutsche „Interessengemeinschaft der glatt befiederten Figurenkanarien e. V.“ dieser Rasse angenommen hat und auch deren nationale und internationale Anerkennung auf den Weg brachte.
Beschreibung und Merkmale der Rheinländer Kanarien
Der Rheinländer ist eine kleine – maximal 12 cm – und glatt befiederte Kanarienrasse mit Haube, die im deutschen Rheinland entstanden ist.
Die ovale Haube hat einen kleinen Mittelpunkt, von dem die Haubenfedern nach allen Seiten streben. Hinter den Augen und im Nacken liegen die Haubenfedern eng an und erwecken so den Eindruck einer hufeisenförmigen Haube. Die Augen bleiben frei.
Als Ausstellungsvögel sind nur die aufgehellten Hauben- und Glattkopfvögel in Gelb oder Rot oder Weiß zugelassen. Die Haube darf melaninfrei, gegrizzelt oder melaninhaltig sein. Bei C.O.M.-Schauen sind in einer Kollektion nur Vögel mit einheitlicher Haubenfärbung zugelassen.
Die Glattkopfvögel zeigt einen breiten und leicht gewölbten Kopf mit erkennbaren Überaugenwülsten.
Der Vogel ist schlank, Brust und Rücken sind leicht gewölbt. Die Haltung ist aufrecht, wobei der Schwanz leicht abgesenkt getragen wird.
Weitere Erläuterungen finden Sie im aktuellen Standard für Positurkanarien.
Haltung und Zucht des Rheinländers
Der Rheinländer ist ein lebhafter Vogel, der nur wenig Scheu zeigt. Er ist sehr vermehrungsfreudig und ist deshalb für den Einstieg in die Positurkanarienzucht gut geeignet.
An die Haltung und Fütterung stellt der Rheinländer keine besonders zu beachtenden Ansprüche. Er kann, wie andere kleine Kanarienrassen, außerhalb der Brutzeit in Flugkäfigen und Volieren gehalten werden. Während der Zuchtperiode ist eine paarweise Haltung in Zuchtboxen zu empfehlen.
Zur Zucht ist zu beachten, dass niemals zwei Haubenvögel miteinander verpaart werden sollen, da dann ein Viertel der Jungvögel bereits sterben würden.
Fachgruppe im DKB
Für den Rheinländer ist im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. die Fachgruppe der Farben- und Positurkanarien oder die Interessengemeinschaft der glatt befiederten Figurenkanarien e.V. zuständig.
Im Bereich der Sachkunde findet man Erstinformationen zur Kanarienhaltung.
Fragen zum Rheinländer
Wir haben auf dieser Seite das Wichtigste zum Rheinländer-Kanarienvogel aufgeführt. Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie uns gern.
Weiterführende Literatur
Positurkanarienstandard des Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. (Stand 2020), Loseblattsammlung
Interessengemeinschaft der glatt befiederten Figurenkanarien e.V.
H. Claßen, W. Kolter: Die Positurkanarien. Eigenverlag Rheinmünster, 2005.
T. Müller, U. Feiter: Faszination Positurkanarien – eine Leidenschaft für’s Leben. Palm Druck & Verlag, Baesweiler, 2013.
N. Schramm: Kompendium-Kanarien, Band 3, Positurkanarien aus aller Welt. Books on Demand, Norderstedt, 2022.