... fernöstliches Flair aus dem Reich der aufgehenden Sonne.
Text und Fotos von Thomas Müller und Uwe Feiter.
Einleitung: Figurenkanarien – glatte Rassen: Teil 16
Dieser Artikel ist ursprünglich in der Reihe „Figurenkanarien – glatte Rassen“ im Fachorgan „Der Vogelfreund“ im Juli 2011 erschienen auf den Seiten 284 – 292. Die Seiten sind als PDF-Dokument am Ende dieses Beitrags herunterladbar.
Die Bilder in diesem Text sind gemeinfrei unter CC-BY-SA 4.0 und ein Teil des freien Foto-Archivs des Deutschen Kanarien- und Vogelzüchter-Bundes.
Historie des Japan Hoso
Beim Japan Hoso (wörtlich: „der japanische schmale Kanarienvogel“; die Bezeichnung „Hoso“ kommt von dem japanischen Adjektiv „hosoi“ = schmal) handelt es sich um eine von zwei Positurkanarienrassen, deren Entstehung außerhalb Europas, nämlich in Japan, erfolgte. Daher macht es Sinn, sich einmal genauer mit der Geschichte der Kanarienzucht in Japan zu beschäftigen.
Die ersten Positurkanarienvögel kamen vermutlich im Kaiserjahr Meiji 15 (= 1882) nach Japan.
Sie werden als gewöhnliche Landkanarien mit gefiederten Hauben beschrieben. Ob es sich hierbei um die in dieser Zeit auf den Britischen Inseln beliebten Rassen Crested oder Lancashire, oder sogar um die Vorfahren der heutigen Deutschen Haube handelte, ist leider nicht bekannt.
Es ist belegt, dass ein Tokioter Vogelhändler namens Bunjirô YAMADA im April 1892 von einem ausländischen Matrosen, dessen Schiff im Hafen von Nagasaki lag, für 75 Yen pro Paar Kanarien kaufte, die dieser an Bord seines Schiffes gezüchtet hatte. Es muss sich um sehr große Kanarien gehandelt haben, denn sie werden im Originaltext als „Großkanarien“ bezeichnet, die etwa „dreimal so groß wie gewöhnliche Kanarienvögel“ beschrieben werden. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass es sich bei diesen Vögeln um „Lancashire“ gehandelt haben könnte. Bunjirô YAMADA päppelte die wegen der Bedingungen an Bord geschwächten Vögel auf, züchtet mit ihnen und verkaufte die Nachzuchten an interessierte Vogelliebhaber auf dem japanischen Festland. Später kreuzte er sie dann mit gewöhnlichen Landkanarien, was dazu führte, dass die Nachzuchten von Jahr zu Jahr kleiner wurden – anscheinend dasselbe Phänomen, wie es interessanterweise wohl auch in England zur selben Zeit auftrat. Auch gelangten in dieser Zeit im Hafen von Yokohama Kanarien nach Japan, die als „Hoso“ (= „Schmale“) und „Ô-Hoso“ (= „Große Schmale“) bezeichnet wurden. Des Weiteren wurden Exemplare mit der Rassebezeichnung „Scotland“ eingeführt – ob damit dieselben Vögel gemeint waren wie die „Hoso“ oder die „Ô-Hoso“, ist unklar. Es wird weiter berichtet, dass die „Hoso“ von einem Herrn namens Hyôe IMAMURA und die „Ô-Hoso“ von einem Herrn namens Unosuke NAKAMURA gekauft wurden. Letzterer verkaufte einige Exemplare der „Ô-Hoso“ an den Sumo- Ringer Kata KIYOMI, der sie mit einem Kanarienhahn mit Haubenfedern kreuzte. Die daraus entstandene Kreuzung nannte der Sumo-Ringer „Verbesserte Hoso“, die sich recht schnell großer Beliebtheit erfreut haben sollen.
Ob dies die direkten Vorfahren des „Japan Hoso“ von heute waren, ist
ungewiss – fest steht nur, dass hier zum ersten Mal in Japan
der Name „Hoso“ in Verbindung mit Kanarien auftaucht.
Maßgeblich verantwortlich für die heutige Popularität des
Japan Hoso ist der wohl größte Förderer dieser Rasse, Kenzo
NAKAMURA. Er gründete in Tokio eigens einen Spezialclub,
der sich ausschließlich mit den japanischen Kanarienrassen
Makige und Japan Hoso beschäftigte.
Geschichte des Japan Hoso
In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass die Züchter in Japan keine eigene Verbandsnummer wie bei uns in Europa haben. Vielmehr identifizieren sie sich über eigens angelegte „Züchternamen“, wie im Falle des Tokioter Kenzo NAKAMURA, der sich mit Züchternamen „HOSEI“ nennt.
In Europa ist der Japan Hoso seit Ende der fünfziger Jahre bzw. seit Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts zu finden. So malte der bekannte Vogelmaler Hermann Heinzel bereits 1963 einen gelb intensiven Hoso bei der National Cage Bird Show in London. Seit Mitte der 1960er Jahre gelangten vereinzelt die ersten Exemplare auf das europäische Festland. Zu nennen sind hier vor allem einige original Japan Hoso in einer Sendung Kanarienvögel, die über den Antwerpener Flughafen nach Belgien gerieten und dem belgischen Zollbeamten Lode Tielens sofort auffielen. Erst wusste er gar nicht so recht, ob es sich bei diesen Vögeln überhaupt um Rassekanarien handelte – sie ähnelten etwas zu klein geratenen Scot-Kanarien. Allerdings weckten diese „Miniatur-Scots“ schnell das Interesse einiger belgischer Züchter und man entschloss sich, mit den ersten wenigen Tieren einen Zuchtstamm aufzubauen. Namentlich zu nennen ist hier insbesondere Emil Werry, der wegen seiner Zuchterfolge Deurne, einen kleinen Vorort von Antwerpen, in den 1970er Jahren zu einer wahren Pilgerstätte für Japan- Hoso-Züchter machte.
So waren es dann auch die belgischen
Züchter, die den Japan Hoso letztendlich 1976 erfolgreich zur Anerkennung durch die COM führten. Auch Ludwig Schulte aus Rhede kaufte seinen ersten Japan Hoso aus Tielens Sendung und brachte den Japan Hoso nach Deutschland.
Seine Jungvögel verpaarte er dann mit Zukäufen aus Werrys Zuchtstamm und es gelang ihm, die ersten typechten Exemplare in Deutschland zu präsentieren.
Herkunft des Japan Hoso
Der Japan Hoso ist im viertgrößten Inselstaat der Welt, der parlamentarischen Monarchie Japan, beheimatet. Japan besteht im Wesentlichen aus einer Inselkette, die sich entlang der Ostküste Asiens erstreckt. Die vier Hauptinseln sind Hokkaido im Norden, die zentrale und größte Insel Honshu sowie Shikoku und Kyushu im Süden. Dazu kommen 6.848 kleinere Inseln, die sich vor allem in der Seto- Inlandsee und als Ryukyu-Inseln konzentrieren. Die Hauptstadt Japans ist Tokio. Mit über 120 Millionen Einwohnern liegt Japan an Platz zehn der bevölkerungsreichsten Länder der Erde. Der Landesname setzt sich aus den Zeichen „ni“ mit der Bedeutung „Tag“ oder „Sonne“ und dem Zeichen „hon“ mit der Bedeutung „Ursprung“, „Wurzel“ oder „Beginn“ zusammen.
Daher ist Japan auch als das „Land der aufgehenden Sonne“ bekannt. Der zusammengesetzte Begriff kann sowohl „Nippon“ als auch „Nihon“ ausgesprochen werden.
Während „Nippon“ eher in der formalen Sprache, auf japanischem Geld und Briefmarken sowie bei internationalen Veranstaltungen verwendet wird, kommt in der Alltags- und Umgangssprache „Nihon“ häufiger vor. Heute gibt es in Japan eigenständige Zuchtrichtungen des Japan Hoso im Kansai-Raum, im Kantô-Raum (= Gebietsbezeichnungen wie etwa „Ruhrgebiet“ in Deutschland: Kansai bezeichnet den Großraum um die Stadt Kyoto, Kantô den um Tokio) sowie in der Stadt Niigata.
Diese eigenständigen Züchtungen, „Eigentlicher bzw. Ur-Hoso“, „Roter Hoso“ und „Weißer Hoso“, unterscheiden sich in Nuancen im Gefieder und in der Form, respektive durch einen kürzeren Hals. Alle drei Rasseausprägungen im Heimatland sind wesentlich größer als unsere europäischen Japan Hosos. Sie werden im Japanischen Positurkanarienbund, zu dem sich die verschiedenen japanischen Zuchtvereine zusammengeschlossen haben, allesamt unter der Bezeichnung „Japan Hoso“ zusammengefasst.
Beschreibung und Merkmale der Rasse Japan Hoso
Beim Japan Hoso handelt es sich um die kleinste Rasse in der Gruppe der glattbefiederten Figurenkanarien. Er sollte nicht größer als maximal 11,5 cm sein. Der Japan Hoso ist in allen Kanarienfarben, einschließlich der Schecken, zugelassen.
Ein besonderes Rassemerkmal des Japan Hoso ist die rassetypische, gebogene Sichelhaltung, die der Vogel in Arbeitshaltung einnimmt. Hierbei werden der zierliche, ovale und leicht abgeflachte Kopf und der lange, schmale Hals nach vorne gestreckt. Der schmale und gering eingekerbte Schwanz wird nur leicht unter die Sitzstange gezogen. Die Beine sind leicht angewinkelt, die befiederten Schenkel sind sichtbar. Kopf, Hals, Nacken, Rücken, Flügel und Schwanz zeichnen hierbei die Silhouette eines Sichel-Mondes mit perfekter Rundung. Alles in allem erinnert die Arbeitshaltung des Japan Hoso an die Arbeitshaltung der Scot-Fancy-Kanarien, allerdings ist der Japan Hoso ein sogenannter „Standvogel“. Er springt also nicht wie sein „großer“ Verwandter von Stange zu Stange, sondern nimmt die Arbeitshaltung, wie auch der Münchener Kanarienvogel und der Bossu Belge, in statischem Verharren ein. Diese Arbeitshaltung kann, wegen des notwendigen Kraftaufwandes, auch bei dieser Rasse nur zeitweise eingenommen werden.
Beim Japan Hoso handelt es sich um einen schlanken Vogel. Die Schultern und der Rücken sind schmal und mit harmonischer Rundung in die Arbeitshaltung eingepasst. Die flache Brust trägt wesentlich zur Gesamtwirkung der Arbeitshaltung bei.
Bewertungspositionen des Japan Hoso
Form - 25 Punkte
Es handelt sich um einen kleinen, schlanken Vogel mit flacher Brust. Die Flügel liegen am Körper an. Die Beine zeigen befiederte Schenkel.*
Beim Japan Hoso handelt es sich um eine sehr zierliche, grazile Kanarienrasse mit flacher Brust. Daher ist besonderes Augenmerk auf die Fütterung während der Schauvorbereitung zu legen. Zu nahrhafte Fütterung führt zu Fettpolstern im Brustbereich. Hierdurch wird die Form des Vogels sichtlich negativ beeinträchtigt. Auch eine zu wuchtig ausgeprägte Rückenlinie stört die Ausgeglichenheit der Form nachteilig. Durch die geringe Körpergröße kann der Japan Hoso seine Flügel nicht gänzlich in die gerundete Harmonie der Körperform einpassen. Daher ist der „Hoso- Keil“, der sich als sichtbarer Freiraum zwischen den Flügelenden der am Körper anliegenden Flügel und der Schwanzwurzel ergibt, für diese zarten Positurkanarien rassetypisch – sollte allerdings auch nicht zu deutlich ausgeprägt sein. Der Japan Hoso hat kleine, zierliche Beine. Die befiederten Schenkel sind gut sichtbar.
Haltung - 20 Punkte
In Arbeitshaltung zeigt sich der Vogel in Form einer Sichel. Sie wird erreicht durch einen nach vorne gestreckten Kopf und einen leicht unter die Sitzstange gezogenen Schwanz, dabei sind die Beine leicht angewinkelt.*
Die Arbeitshaltung des Japan Hoso und des Scot ähneln sich sehr. Bei beiden wird in der Bewertungsposition „Haltung“ die Silhouette eines Sichelmondes verlangt. Dennoch unterscheidet sich die Arbeitshaltung dieser Rassen in Nuancen, die unbedingt angesprochen werden müssen. Zum einen ist der Japan Hoso ein Standvogel. Dies will zum Ausdruck bringen, dass die Arbeitshaltung, anders als beim Scot, durch Verharren eingenommen wird. Der Scot hingegen springt von Stange zu Stange und nimmt immer wieder kurzzeitig die geforderte Arbeitshaltung in den Bewegungspausen ein. Zum anderen zieht der Japan Hoso den Schwanz nur leicht an die Sitzstange bzw. zur Sitzstange hin, wogegen der Scot den Schwanz sehr deutlich unter die Sitzstange zieht.
Die nur leicht angewinkelten Beine unterstützen die Gesamtharmonie der Arbeitshaltung. Sie werden niemals ganz durchgedrückt.
Größe – 20 Punkte
Der Japan Hoso ist nicht größer als 11,5 cm.*
Mit nur 11,5 cm Körperlänge ist der Japan Hoso der kleinste Vertreter der glattbefiederten Figurenkanarienrassen. Auch hierdurch unterscheidet er sich deutlich vom mindestens 5,5 cm größeren Scot. Allerdings unterscheiden sich unsere „europäischen“ Japan Hosos in dieser Bewertungsposition auch deutlich von den Vertretern aus dem Ursprungsland. So findet man im Standard des Ursprungslands keine Größenangabe für den Japan Hoso. Der Japanische Positurkanarienbund gibt die Größe des Japan Hoso mit ca. 15 cm an. Bei uns erfolgt Punktabzug bei Vögeln, die größer sind als die geforderten 11,5 cm.
Schultern und Rücken - 15 Punkte
Die Schultern und der Rücken sind schmal und gut gerundet. Zwischen den Schultern ist keine Vertiefung sichtbar.*
Bei dieser Bewertungsposition wird das Augenmerk auf die Ausformung der Schulter- und Rückenpartie gelegt. Diese sind harmonisch gerundet und passen sich so in die Harmonie der gesamten Körperform ein. Eine Vertiefung zwischen den Schultern erinnert zu sehr an den Bossu Belge und ist fehlerhaft. Ebenso wie eine kantig ausgeprägte Rückenform („Schulterknick“) oder gar ein Buckel fehlerhaft ist.
Kopf und Hals – 10 Punkte
Der Kopf ist klein, leicht abgeflacht und oval. Der Schnabel ist klein und nicht zu dick. Der Hals ist lang und schmal.*
Ein Japan Hoso mit zu kurzem Hals kann niemals eine gute Arbeitshaltung zeigen. Daher ist ein langer, schmaler Hals für diese grazile Rasse elementar wichtig. Passend zum kleinen, zierlichen Vogel wird ein kleiner, ovaler (nicht runder) Kopf gefordert, der auf dem Oberkopf leicht abgeflacht ist. Es muss unbedingt darauf geachtet werden, dass auch der Schnabel hierzu passend klein und zierlich sein sollte. Ein zu klobig wirkender Schnabel stört sehr auffällig, genauso wie ein zu großer Kopf, das gesamte Erscheinungsbild.
Schwanz – 5 Punkte
Der Schwanz ist schmal mit geringer Einkerbung und passt harmonisch zum Körper des Vogels.*
Sehr passend zu dieser zarten Rasse wird ein schmaler und gering eingekerbter Schwanz gefordert. Ein zu breiter Schwanz oder gar ein deutlich gegabelter „Fischschwanz“ sind nicht rassetypisch.
Kondition und Gefieder – 5 Punkte
Der Vogel ist sauber und zeigt sich in guter Kondition und Käfiggewöhnung. Auch wird bei dieser Position die Sauberkeit des Käfigs berücksichtigt. Das Gefieder ist glatt, ohne Frisuren und ohne Kahlstellen.*
Neben den bei jeder Rasse einheitlich wiederkehrenden, allgemeinen Dingen, wie Kondition, Käfiggewöhnung und Sauberkeit, wird beim Japan Hoso an dieser Stelle auch das Gefieder bewertet. Gefordert ist ein glattes, gut anliegendes Gefieder. Insbesondere ist bei dieser Bewertungsposition auf etwaige Kahlstellen zu achten, die sich durch wiederholte Verpaarung zu feinfiedriger Vögel miteinander ergeben. Besonders zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang die mögliche Zügelbildung hinter den Augen sowie ein nicht sauber schließendes Brustgefieder. Jeglicher Ansatz von Frisuren und Gefiederwirbel ist fehlerhaft.
Der Japan Hoso in der Ausstellung
Anders als bei uns wird in Japan der Schauwert eines Vogels nicht in Punkten ausgedrückt. Vielmehr werden die Vorzüge, die Schönheit und der Rassewert des jeweiligen Vogels, wohl überlegt, anhand der Standardbeschreibung in Worte gefasst und beschrieben. Die Käfige der Siegervögel werden mit Schärpen kenntlich gemacht – ähnlich wie bei uns Rosetten die Siegervögel hervorheben. Erkennt man bei uns einen Siegervogel an der Stammnummer des Züchters auf dem Kennzeichnungsring, so tragen die Vögel der japanischen Züchter deren Züchternamen, die mit dem eigentlichen Zivilnamen der Züchter nichts zu tun haben. So lautet der Züchternamen von Kenzo NAKAMURA, wie bereits erwähnt, HOSEI – ein Züchtername, der folglich in direkten Zusammenhang mit seiner Lieblingsrasse, dem Hoso, gebracht werden kann.
In Japan wird er Japan Hoso in handgefertigten Käfigen aus Holz und Bambus ausgestellt. Dieser ähnelt unserem Kuppelkäfig, ist allerdings von der Ausformung her eher eckig. Anfangs waren die Sitzstangen im japanischen Originalkäfig als Zweisprung mit sehr engem Sitzstangenabstand angeordnet. Heute hat man erkannt, dass diese Sitzstangenanordnung für den Japan Hoso als Standvogel eher nachteilig ist. Daher ordnet man nun die Sitzstangen ähnlich wie in unserem Kuppelkäfig an: Eine Sitzstange ist mittig, etwas erhöht angebracht und dient dem Schauvogel als Singwarte mit Rundumblick, eine zweite Sitzstange ist im unteren Teil des Schaukäfigs angebracht und wird zur Futter- und Wasseraufnahme aufgesucht.
Bei uns wird der Japan Hoso im Kuppelkäfig mit Standardsitzstangenanordnung ausgestellt. Dieser muss mit ovalen Sitzstangen aus Buchenholz mit den Maßen 13 x 8 mm ausgestattet sein.
Wie bei allen kleinen Positurrassen muss die Tränkenöffnung an der Stirnseite des Käfigs mit einem schwarzen Kabelbinder verschlossen werden. Wie bei allen Figurenkanarien ist auch beim Japan Hoso besonderes Augenmerk auf das Schautraining zu legen.
Dies fängt bereits bei der Ausstattung der Volieren und Flugboxen an. Hier ist insbesondere auf die richtige Wahl der Sitzstangen zu achten. Sitzstangen mit zu großem Durchmesser können von den zierlichen Füßchen des Hoso nicht ausreichend umfasst werden und machen das Trainieren der Arbeitshaltung unmöglich. Man kann beobachten, dass bereits die Jungvögel sofort nach Verlassen des Nestes „arbeiten“ und versuchen die geforderte Arbeitshaltung einzunehmen.
Dies zeigt, dass dieses Verhalten nicht im eigentlichen Sinne „antrainiert“, sondern bereits in den Erbanlagen verankert ist. Spätestens nach der Mauser sollten die Schauvögel dann an den Schaukäfig gewöhnt werden. Erst für wenige Stunden, dann für immer längere Zeitabschnitte kann der Japan Hoso im Trainingskäfig verbleiben. Recht schnell wird er sich hierin wohl fühlen, verliert seine natürliche Scheu in der fremden Umgebung und präsentiert sich dem Betrachter in der rassetypischen Arbeitshaltung.
Diese Arbeitshaltung nimmt der Vogel ein, sobald er Veränderungen in seiner Umgebung wahrnimmt. Als Ausdruck seiner vollkommenen Aufmerksamkeit werden die Muskeln im gesamten Wirbelbereich angespannt – selbstverständlich, dass diese Haltung nicht dauerhaft eingenommen werden kann. Immer wieder wird diese Arbeitshaltung durch längere Entspannungspausen unterbrochen.
Haltung und Zucht des Japan Hoso
Der Japan Hoso ist ein recht problemloser Vogel und stellt keine besonderen Anforderungen bezüglich der Haltung und der Zucht an seinen Pfleger. Daher ist er auch für Einsteiger in das Hobby der Kanarienzucht bestens geeignet. Man kann ihn durchaus in der Voliere halten. Auch an die Fütterung stellt er keine besonderen Ansprüche. Neben einer guten Körnermischung ist die Gabe von Grünfutter sehr vorteilhaft. Als besonderen Leckerbissen nehmen die Vögel im Winter gerne „durchgeschossenen“ Grünkohl aus dem heimischen Garten auf.
Gefressen werden die Blätter, die Blüten und sogar die Stängel. In der warmen Jahreszeit bietet sich die zusätzliche Fütterung mit Löwenzahn, Vogelmiere und Blattsalat an. Bei der Zucht sind intensive Zuchttiere unabdingbar – denn nur durch den Einsatz von intensiven Zuchtpartnern kann der kleine, schmale Typ erhalten werden. Allerdings ist bei der Zuchtlenkung unbedingt darauf zu achten, dass die Rasse nicht zu schlank wird. Schließlich muss die Anatomie der Weibchen so beschaffen sein, dass die Eiablage ungehindert erfolgen kann. Eine Übertypisierung dieses Merkmals würde sich hier über kurz oder lang rächen.
So verpaart man zweckmäßigerweise einen intensiven Vogel mit einem nichtintensiven Vogel. Hierbei ist der Einsatz von nichtintensiven Weibchen, gepaart mit einem kleinen, intensiven Männchen, zu bevorzugen. Nichtintensive Weibchen haben etwas mehr Federvolumen und hudern hierdurch die Jungvögel etwas besser.
Auf die Dauer hat eine Verpaarung zweier intensiver Vögel negativen Einfluss auf die Gefiederqualität und führt zu Kahlstellenbildung im Gefieder, insbesondere zur sogenannten Zügelbildung hinter den Augen.
Besonderes Augenmerk ist auf die Elterneigenschaften in Bezug auf Rupfen der Schwänze zu legen. Haben die Elterntiere ihren Jungen erst einmal die Schwanzfedern ausgerupft, ist der Schauwert des Jungvogels ruiniert, zumindest aber verringert. Das ca. 5 mm länger nachwachsende Schwanzgefieder stört die gesamte Harmonie des Schauvogels und macht den Vogel halt eben genau diese 5 mm größer.
Zur Beringung des Japan Hoso sind Ringe der Größe 2,5 mm zu verwenden. Die Einführung diese Ringgröße hat sich durchaus positiv auf die Größenentwicklung dieser Rasse ausgewirkt, denn bis dahin waren die Größenunterschiede so mancher Japan Hoso doch recht enorm.
Schlusswort zum Japan Hoso
Der Japan Hoso ist der Zwerg in der Gruppe der glattbefiederten Figurenkanarienrassen. Er erfreut den Halter durch seine Agilität und bringt ein wenig fernöstliches Flair in die Züchterstuben Europas.
Quellen und Download
- Coloured, Type & Song Canaries (G.B.R.Walker & Dennis Avon) - Ausgabe 1994
- Der Hoso ist ein Standvogel (Klaus Speicher) - Kanarienfreund 12/1994
- Die Positurkanarien (Dr. Hans Claßen/Werner Kolter) - Ausgabe 2005
- DKB-Positurkanarienstandard - Ausgabe 2020.5
- Japan Hoso (Paul Pütz) - Kanarienfreund 18/1988
- Kanarien (Horst Bielefeld/Ulmer) - Ausgabe 2008
- Kanarien (Klaus Speicher/Ulmer) - Ausgabe 1993
- Vitagramm Canaricultura (Klaus Speicher)
- Webseite: www.nipponstylecanary.com
(Übersetzung zur Historie: Annelie Ortmanns, Krefeld)