Kurzbeschreibung des Harlekin
Der portugiesische Harlekin – in der Landessprache Arlequim Português – ist eine schlanke, glatt befiederte und buntgescheckte Positurkanarienrasse mit einer dreieckigen Haube.
Die Geschichte des Harlekin
Auch in Portugal werden seit Jahrhunderten Kanarienvögel gezüchtet, aber noch nie hat sich dort eine eigenständige portugiesische Rasse entwickelt. In den 1980er Jahren versuchte Prof. Dr. ARMANDO MORENO seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, eine portugiesische Kanarienrasse zu schaffen. Er kreuzte verschiedene Farben- und Positurkanarienrassen und wollte so einen sehr bunten und großen Positurkanarienvogel entstehen lassen. Seine Bemühungen und seine ersten Zuchtergebnisse stießen teilweise auf Unverständnis seiner Landsleute. Sie versuchten, sein Vorhaben zu torpedieren, da sie diese ersten Vögel als Rassenmischmasch ablehnten, was in den Anfangsjahren ja durchaus der Fall war. Armando Morena und seine Unterstützer gaben jedoch nicht auf. Sie selektierten im Laufe der Jahre die Vögel auf bestimmte Rassemerkmale. Im Jahr 1996, nach 10 Jahren züchterischer Arbeit, stellten sie nur vier Exemplare in der Ecke einer Ausstellung im Zoo Lissabon aus. Der Preisrichter JORGE MANO bescheinigte diesen Vögeln ein großes Entwicklungspotential.
Eine Gruppe von Züchtern schloss sich der Idee des Mentors an. Unter der Leitung von MÁRIO COSTA gründeten sie den CCAP (Clube do Canário Arlequim Português) und legten die gewünschten Rassemerkmale fest. Es soll ein lebhafter, rustikaler Vogel mit freudigem Gesang und guter Fortpflanzungseigenschaften sein. Durch seine Vielzahl an Farben und seiner dreieckigen Haube soll er sich deutlich von allen anderen Positurkanarien unterscheiden.
Sie gaben dieser neuen Rasse den Namen „Arlequim“ (Harlekin), da die gleichnamige Bühnenfigur ein Kostüm mit vielen bunten Flecken trug. Genauso bunt und fröhlich sollte auch ihr Kanarienvogel sein. Die Vielfalt der Farben setzt sich aus der schwarzbraunen Melaninscheckung, der gelben und roten Lipochromfarbe und Weiß zusammen. Der Weißanteil, verbunden mit den Lipochromfarben ließ sich nur durch den Mosaikfaktor erzeugen.
Der ursprüngliche Standard wurde in Portugal anerkannt und der Harlekin-Kanarie 2001 zum ersten Mal auf der Meisterschaft in São João da Madeira präsentiert. Im Juni 2003 wurde der bisherige Standard der inzwischen erreichten Rasseentwicklung angepasst.
Nach der Anerkennung als neue Rasse in Portugal war es notwendig, auch eine Anerkennung auf internationaler Ebene zu erwirken. Zu groß war die Gefahr, dass andere Länder buntgescheckte Vögel, dann unter anderen Namen, zur Anerkennung bringen könnten.
Trotz einiger erfolgloser Versuche, die internationale Anerkennung zu bekommen, gab Mário Costa niemals auf. Seine Beharrlichkeit und sein Engagement ist es zu verdanken, dass im Januar 2008 zur Weltschau in Hasselt (Belgien) die erste Runde des Anerkennungsverfahrens erfolgreich war. Zur Weltschau in Piacenza (Italien) erfolgte am 18. Januar 2010 durch die C.O.M. die endgültige internationale Anerkennung des Arlequim Português.
Die Rassemerkmale des Harlekin
Der Harlekin ist eine große, glattbefiederte Haubenkanarienrasse, die in Portugal entstand. Die Hauptmerkmale sind die dreieckige Haube und die Scheckung in möglichst vielen verschiedenen Farben.
Körper, Brust, Flügel: Der Körper ist lang und schlank. Die Brust ist leicht gerundet. Der Rücken ist schmal, gerade und bildet mit dem Schwanz eine Linie. Die Flügel sind lang und liegen am Körper an, ohne sich zu kreuzen.
Haube, Kopf und Hals: Die Haube hat eine dreieckige Form (zwei Ecken hinten und eine Ecke vorn) und geht von einem zentralen Mittelpunkt aus. Die Federn fallen rundum symmetrisch, ohne dabei die Augen und den Schnabel zu überdecken. Eine sichtbare Kahlstelle im Nacken wird toleriert.
Der Kopf ist schmal und länglich, hinten breiter als vorne, mit einem kräftigen Schnabel.
Der Hals ist gut ausgeprägt, harmonisch geformt und setzt sich deutlich von Kopf und Körper ab.
Größe: Die Größe des Harlekins beträgt 16 cm.
Farbe: Ausgewogen bunt gescheckt, mit gleichzeitigem Vorhandensein von leuchtend rotem Lipochrom und Weiß in den charakteristischen Mosaikarealen. Aufgrund des Sexualdimorphismus zeigen Männchen eine größere Ausdehnung der Lipochromareale als die Weibchen. Eine künstliche Rotfärbung ist erforderlich.
Das Melanin sollte sowohl schwarze als auch braune Anteile besitzen und entspricht in dieser Hinsicht der nichtselektierten Melaninfarbe (Schwarzbraun). Die Melaninscheckung sollte möglichst symmetrisch sein und etwa 50 % des Körpers einnehmen.
Haltung und Bewegung: Die Haltung ist aufrecht – etwa 60 Grad zur Sitzstangenebene – mit majestätisch erhobenen Kopf. Im Schaukäfig bewegt er sich fröhlich und agil, aber ohne Scheu.
Gefieder: Das Gefieder ist kompakt, seidig, glänzend und gut am Körper anliegend.
Beine und Schwanz: Die Läufe sind kräftig, lang und am Intertarsalgelenk leicht abgewinkelt. Die Unterschenkel sind gut sichtbar. Die Läufe und das Gefieder der Unterschenkel sollen vorzugsweise gescheckt sein.
Der Schwanz ist lang, schmal, leicht eingekerbt und vorzugsweise gescheckt.
Kondition: Der Vogel ist sauber und zeigt sich in guter Kondition und Käfiggewöhnung.
Haltung und Zucht
Die Haltung und Fütterung entspricht in allen Punkten denen anderer Positurkanarien. Die Harlekine gehen mit Leichtigkeit in die Zucht und haben gute Elterneigenschaften.
Bei der Zusammenstellung der Zuchtpaare ist zu beachten, dass niemals zwei Haubenvögel miteinander verpaart werden. Außerdem sind die Hinweise zur Vererbung der Schecken zu beachten. Beide Partner sollen gemeinsam möglichst viele gewünschte Eigenschaften besitzen. Ein Partner mit zu wenig Melanin im Gefieder muss einen Partner mit etwas zu viel Melanin bekommen. So besteht die Chance, dass ein größerer Teil der Nachkommen einen ausgewogenen Scheckungsanteil besitzt. Das bedeutet allerdings auch, dass zwei fast ideale Schecken kaum wieder ideale Scheckvögel hervorbringen. Man benötigt also zu einer erfolgreichen Ausstellungszucht sowohl Vögel mit zu geringer als auch Vögel mit zu viel Scheckung.
Die Melaninfarbe sollte nicht in Richtung reines Schwarz selektiert werden. Vielmehr ist auf die ursprüngliche Melaninfarbe (Wildfarbe) Wert zu legen, da diese neben dem schwarzen zentralen (Eu)Melanin auch viel braunes (Phaeo)Melanin an den Federrändern besitzt. In Verbindung mit dem roten Lipochrom und dem Weiß des Mosaik entstehen so vierfarbige Vögel. Auch deshalb müssen alle Zuchtvögel die Mosaikeigenschaft besitzen, damit der Weißanteil im Gefieder nicht verloren geht. Ein Vogel ohne Weiß, also ohne Mosaik, ist kein Harlekin!
Auf Ausstellungen kann man hin und wieder buntgescheckte Vögel sehen, die als Harlekine bewertet werden sollen. Zumindest in ihrer Form und Haltung haben sie meist nichts mit der Rasse zu tun. Es sind Kreuzungsprodukte verschiedener Farben- und Positurkanarien. So finden sich dort auch Exemplare, die keine Mosaikeigenschaft zeigen. Auch Braun- oder Achatopal-Harlekine wurden schon vorgestellt. Diese entsprechen jedoch allesamt nicht den Standardanforderungen!
Deshalb ist es wichtig, dass eine Harlekin-Zuchtlinie aufgebaut wird. Eine Einkreuzung anderer Positur- und/oder Farbenkanarien bringt keine Verbesserung der Harlekineigenschaften.
Text: Norbert Schramm (Auszug aus seinem Kompendium-Kanarien, Band 3)
Fachgruppe im DKB
Für den Harlekin ist im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. die Fachgruppe der Farben- und Positurkanarien zuständig.
Im Bereich der Sachkunde findet man Erstinformationen zur Kanarienhaltung.
Fragen zum Harlekin
Fragen zum Harlekin haben wir in Unterartikeln aufgelistet und hier aufgeführt.
Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie uns gern.
Quellen und Literaturangaben
Homepage des „Clube do Canário Arlequim Português“. Unter: http://ccap.avespt.com/
Positurkanarienstandard des Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. (Stand 2020), Loseblattsammlung
N. Schramm: Kompendium-Kanarien, Band 3, Positurkanarien aus aller Welt. Books on Demand, Norderstedt, 2022.