Kurzbeschreibung der Frisé Parisien Kanarien
Der Pariser Trompeter oder Frisé Parisien, wie er international und in seinem Heimatland genannt wird, ist eine große Kanarienrasse mit gerader Haltung. Mit seiner Federfülle ist er einer der imposantesten Kanarienrassen.
Die Geschichte des Frisé Parisien
Eine erste schriftliche Erwähnung frisierter Kanarienvögel finden wir Mitte des 19. Jahrhunderts. Wenn man davon ausgeht, dass die ersten Frisé-Kanarienvögel nur wenige Frisuren besaßen und somit dem heutigen Frisé du Nord ähnelten, muss ein Vogel mit solch vielen Frisuren, wie sie der Frisé Parisien besitzt, später entstanden sein. Oft wird der „Frisé de Roubaix“ als ein Ahn aller Frisé-Kanarien genannt. Er wurde in der nordfranzösischen Industriestadt Roubaix und Umgebung gezüchtet.
In und um Paris wurden solche Frisé-Kanarien in eine bestimmte Richtung weitergezüchtet. Die leicht gekrümmte Haltung des Roubaix wurde aufgegeben und eine aufrechte stolze Haltung favorisiert. Er wurde in Frankreich „Frisé Parisien“ oder „Frisé de Paris“ genannt.
Als „Trompeter“ wurden nur die Vögel bezeichnet, die an den Schultern besonders stark entwickelte Frisuren hatten, welche an die Achselstücke der Musiker im ehemaligen holländischen Heer erinnerten. Diese Frisur ist bei den heutigen Vögeln nicht mehr separat zu sehen, denn sie geht in die Rückenfrisur ein.
Der Frisé de Paris war bei vielen Züchtern beliebt und wurde erfolgreich gezüchtet. In Paris gründeten deshalb Enthusiasten im Oktober 1867 die Spezialgesellschaft „La Nationale“, um die weitere Entwicklung dieser Rasse zu fördern. Damals war der Frisé de Paris noch weit davon entfernt, unseren heutigen prächtigen Vögeln zu ähneln. Erst 53 Jahre später, im Jahr 1920, wurde ein erster Standard für den Frisé Parisien – wie diese Rasse seither offiziell genannt wird – verabschiedet.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden diese Vögel auch in andere Länder exportiert und waren dort eine wesentliche Grundlage für die Zucht weiterer frisierter Rassen.
Mit der Gründung der Weltorganisation der Vogelzüchter C.O.M. (Confédération Ornithologique Mondiale) am 18. März 1956 in Paris ist der Standard des Frisé Parisien, des Pariser Trompeters, übernommen worden und ist bis heute in den wichtigsten Kriterien unverändert geblieben.
Der Frisé Parisien ist heute in Frankreich zu einer nationalen Rasse geworden und wird dort und auch weltweit in ausreichender Zahl gezüchtet.
Beschreibung der Merkmale des Frisé Parisien
Der Frisé Parisien ist in allen Kanarienfarben, einschließlich der Schecken, zugelassen.
Die Größe des Frisé Parisien soll mindestens 19 cm betragen, nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Das Gefieder soll lang, weich und von feiner Struktur sein.
Die Besonderheit des Frisé Parisien sind die drei Primär- oder Hauptfrisuren, die durch weitere Sekundärfrisuren (Nebenfrisuren) ergänzt werden, sodass keine Körperstelle unfrisiert bleibt.
Die Hauptfrisuren des Frisé Parisien
Der Mantel (manteau) wird durch Federn gebildet, die beidseitig mit einer Mittellinie zwischen Hals und unterer Rücken möglichst weit abwärts wallen. Die einzelnen Federn dieser Frisur müssen breit ausladend seitwärts streben – sie sollen nicht platt auf dem Rücken liegen. Die Scheitellinie soll vertikal verlaufen. Rahn erwähnte 1925 die Bezeichnung „rouleau“ für die Rückenfrisur, was übersetzt Nudelholz, Rolle oder Walze bedeutet. Dieses zeigt eindeutig, dass die Rückenfedern vom Scheitel aus hochstreben und nicht aufliegen sollen.
Bei der Brustfrisur (jabot) streben die Federn der Brust von beiden Seiten zur Mitte, zum Brustbein hin. Aufgrund der großen Federfülle und Federlänge entsteht aber kein „Körbchen“ mit einem Loch in der Mitte. Die Brustfrisur soll harmonisch in den Kragen übergehen.
Die Federn der Flankenfrisur (nageoires) streben beidseitig unterhalb der Brustfrisur nach oben. Sie müssen daher elastisch sein, so dass sie weder eng am Körper liegen noch schlaff an beiden Seiten herabhängen. Sie sollen lang, breit und gut entwickelt sein. Bis zur Flügelhöhe sollen diese Federn aufwärtsstreben.
Die Nebenfrisuren des Frisé Parisien
Das Bukett (bouquet) befindet sich innerhalb der Rückenfrisur am unteren Ende des Mantels. Es handelt sich hierbei um sehr weiche Federn, die zur linken wie auch zur rechten Körperseite fallen können.
Eine weitere Sekundärfrisur ist die sogenannte Olive. Es ist keine eigentliche Frisur, gehört aber beim Frisé Parisien zu den Sekundärfrisuren. Bei einem guten Rassevertreter schließen sich die eindeutigen und ausladenden Hahnenfedern an.
Sekundärfrisuren mit enormer Bedeutung sind die Halsfrisuren. Als erstes ist hier der Kragen (collerette) zu nennen. Dabei handelt es sich um eine umlaufende Frisur, einer Regenrinne vergleichbar, aus aufwärtsstrebenden Federn, die im Brustbereich das Lätzchen (bavette) umschließt und in der Rückenpartie einem hochgeschlagenem Mantelkragen ähnlich ist.
Das Lätzchen (bavette) ist weniger eine Frisur, eher eine exakt vom Kragen abgegrenzte Federpartie unterhalb des Schnabels. Die Bezeichnung Bavette hat Parallelen in der Mode. Dort gibt es Beffchen, Lätzchen usw. Bei der Beurteilung der Bavette ist unbedingt darauf zu achten, dass keine Scheitelung durch diese Bavette hindurchläuft. Dieses ist ein Fehler, auch wenn es für diese Halsfrisuren nur geringe Punktzahlen gibt. Zum Gesamtbild eines guten Parisers gehört dann noch ein kräftiger, kegelförmiger Schnabel, der aber nicht zu lang und nicht zu dünn sein darf.
Weiterhin gehört der sogenannte Backenbart (favoris) zu einem guten Frisé Parisien. Es handelt sich hierbei um Federpartien, die aus den Wangen möglichst kräftig zur Seite streben. Durch diese Favoriten erscheint die Kopfpartie kräftiger und stärker, was beim Frisé Parisien anzustreben ist.
Die Kopffrisuren können sehr unterschiedlich sein
Die Kopffrisuren können sehr vielfältig sein. Es gibt viele Bezeichnungen für die einzelnen Kopffrisuren und deren Kombinationen. Eine Haube, wie wir sie von anderen Kanarienrassen kennen, ist allerdings nicht zugelassen.
Entsprechend der geforderten Mindestgröße sollen Frisé Parisien auch recht kräftige Beine besitzen, wobei darauf zu achten ist, dass die Beinschuppen nicht zu dick sind. Ansätze von Korkenzieherkrallen sollen nicht mehr vorhanden sein. Früher galt dieses als Gütezeichen für einen guten Frisé Parisien. Nach deutschem Standard dürfen bei Frisé Parisien, wie auch bei einigen anderen Rassen die Krallen behandelt werden.
Jeder Trompeter ist hinsichtlich der Ausführung seiner einzelnen Frisuren ein Individualist. Gerade bei der Bewertung dieser Rasse gehört sehr viel Erfahrung, ab besten eigene Zuchterfahrung mit diesen Vögeln dazu, um wirklich alle Einzelheiten zu erkennen, um alle Feinheiten in die Bewertung, zum Guten wie auch zum Negativen hin, gerecht zu werden.
Bei allen Frisé-Kanarien – also auch beim Frisé Parisien – liegt das Gefieder nicht dachziegelartig übereinander, sondern einzelne Gefiederpartien bilden Frisuren. Gerade Frisé-Kanarien müssen eine besondere Gefiederqualität – sprich: Elastizität – haben, um diese angestrebten und geforderten Frisuren zu bilden.
Hinweis für Preisrichter und Ausstellungsleiter: alle Frisé-Kanarien entfalten ihre Gefiederpracht erst bei wärmeren Temperaturen (ca. 18 Grad Celsius). Außerdem benötigen sie eine längere Zeit, um das Gefieder, das eventuell durch Transport in Unordnung geraten sein sollte, zu ordnen. Hierauf sollte besonders geachtet werden.
Weitere Erläuterungen finden Sie im aktuellen Standard für Positurkanarien.
Tipps zur Haltung des Frisé Parisien
Der Frisé Parisien ist nicht für den Anfänger in der Kanarienzucht geeignet, denn er stellt höhere Anforderungen an die Haltung, Fütterung und Zucht. Die Haltung in einer Voliere außerhalb der Zuchtperiode ist für die Bewegung und damit für die Gesunderhaltung wichtig, jedoch sollten nicht zu viele Vögel in einer Voliere untergebracht werden.
In den Volieren und Käfigen ist darauf zu achten, dass die Stärke der Sitzstangen an die großen und kräftigen Beine angepasst ist. Da die Pariser Trompeter viel empfindlicher und anfälliger sind als andere Vögel, muss auf peinliche Sauberkeit geachtet werden.
Die aufgerichteten Federn der Frisuren schützen den Vogel nicht so gut gegen Kälte. Deshalb sollte die Temperatur im Winter nicht unter 5° C fallen.
Das Futterangebot muss gegenüber glatt befiederten Rassen deutlich erweitert werden. Nur dann können die Vögel ihre körperliche Entwicklung und den Aufbau der Federfülle optimieren. Neben zahlreichen fetthaltigen Sämereien (Nigersaat, Perilla, Lein, kleine Sonnenblumenkerne usw.) sollte der Anteil an kohlenhydratreichem Futter (Kanariensaat, geschälter Hafer, Haferflocken, Hirse) erhöht werden. Ein proteinreiches Futter sollte das ganze Jahr über gereicht werden. In der Mauserzeit und während der Zuchtperiode muss der Anteil an tierischem Eiweiß erhöht werden, sollte aber nicht mehr als 20 % betragen.
Tipps für die Zucht des Frisé Parisien
In alter Literatur ist häufig zu lesen, dass die Pariser Trompeter schlechte Zuchtvögel wären. Das verleitet den Leser dazu, erst gar keine Naturbrut und -aufzucht zu versuchen; die gelegten Eier werden Ammenvögeln untergelegt und die Jungvögel von diesen dann auch aufgezogen. Heute sind die allermeisten Zuchtstämme durchaus in der Lage, selbstständig ihre Jungen aufzuziehen. Allerdings sind die aufkommenden Jungvögel je Brut nicht so zahlreich, wie man es von manch kleiner glattbefiederten Rasse kennt. Die fortwährende Selektion auf gute Elterneigenschaften ist Voraussetzung für einen produktiven Zuchtstamm.
Wenn die Paarbindung einmal erfolgt ist, sind beide Eltern schier unzertrennlich. Eine Wechselhecke oder die Verpaarung eines Männchens mit mehreren Weibchen scheitert meist. Wenn die Elternvögel mit Futter und Lichtsteuerung gut auf die Brutsaison vorbereitet werden, gesund und in Top-Kondition sind und sie in dieser Zeit ausreichend Ruhe haben, wird die Eiablage und Brut ohne größere Schwierigkeiten ablaufen.
Für die Aufzucht der Jungvögel muss das Futter protein- und vitaminreich und abwechslungsreich sein, damit der Fütterungstrieb angeregt wird. Die Jungvögel benötigen längere Zeit für ihre Entwicklung. Futterfest sind die Jungtiere oft erst nach mehr als 34 Tagen. Erst dann können sie von den Eltern getrennt werden.
Text: Ulrich Völker und Norbert Schramm
Fachgruppe im DKB
Für den Frisé Parisien ist im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. die Fachgruppe der Farben- und Positurkanarien oder der Spezialclub für frisierte Kanarienrassen „Frisé-Freunde“ zuständig.
Im Bereich der Sachkunde findet man Erstinformationen zur Kanarienhaltung.
Fragen zum Frisé Parisien
Wir haben auf dieser Seite das Wichtigste zum Frisé Parisien aufgeführt.
Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie uns gern.
Quellen und weiterführende Literatur
Positurkanarienstandard des Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. (Stand 2021), Loseblattsammlung
Frisé-Freunde – Spezialclub für frisierte Kanarienrassen. Unter: https://frise-freunde.de/index.html
H. Claßen, W. Kolter: Die Positurkanarien. Eigenverlag Rheinmünster, 2005.
N. Schramm: Kompendium-Kanarien, Band 3, Positurkanarien aus aller Welt. Books on Demand, Norderstedt, 2022