Kurzbeschreibung des Fife Fancy
Der Fife Fancy ist eine kleine glattbefiederte Positurkanarienrasse aus Schottland. Sie ist in allen Kanarienfarben, außer in Rot, zugelassen. Hauptmerkmale sind der birnenförmige Körper und der runde, deutlich abgesetzte Kopf.
Die Geschichte des Fife Fancys
Der Vater der Rasse Fife ist der schottische Züchter Walter Lumsden, den man auch liebevoll den „großen alten Mann des Fife Fancy“ nennt. Von Kindesbeinen an pflegte er verschiedenste einheimische Körnerfresser. Seit 1950 beschäftigte er sich dann ausschließlich mit der Zucht von Kanarien, die ihm ursprünglich bei seiner Arbeit als Minenarbeiter begleiteten und ihn vor tödlichem Gaseinbruch warnen sollten. Insbesondere aber war er bis zum Ausbruch des zweiten Weltkriegs ein eingefleischter „Borderman“ und war sogar Gründungsmitglied des „Scottish All Border Fancy Canary Club“.
Hatte er während des Zweiten Weltkriegs die Vogelzucht aufgeben müssen, fesselte ihn das Hobby der Kanarienzucht gleich nach Kriegsende erneut. Allerdings missfiel ihm die Entwicklung des Borders in Bezug auf die Größe, die den Border, nach seine Meinung insbesondere durch Einkreuzung von Norwich, plumper erscheinen ließ. Er wollte zurück zu den „Wee Gems“, den „kleinen Juwelen“ der Vorkriegszeit. Hierzu besorgte er sich aus noch bestehenden Liebhaberzuchten kleine Border des alten Typs. Mit diesen gelang es ihm innerhalb von nur drei Jahren, die Vögel wieder auf die Ursprungsgröße zu reduzieren. Schnell entstanden Gerüchte, dass hierzu Gloster eingekreuzt worden seien. Dem widersprach Lumsden jedoch mit Nachdruck, obwohl er zu dieser Zeit auch noch einige Gloster hielt. Weitere fünf Jahre benötigte er, um diese noch recht schmalen Tiere – Lumsden verglich sie mit Bleistiften – in Bezug auf den Typ zu verbessern und es gelang ihm, in Form und Größe schon sehr ansprechende Vögel zu züchten.
Durch die erreichten Zuchterfolge bestärkt, lud Lumsden 1957 interessierte Züchter in seine Heimatstadt Kirkcaldy (Grafschaft Fife in Schottland) in die Baker Hall ein, obwohl viele Züchter in seinen Bemühungen bezüglich des „Vorkriegsborders“ einen Rückschritt sahen und seinen Aktionismus belächelten. Nach dem Vorbild vieler alter englischer Kanarienrassen, sollte auch der nun wieder vorhandene Miniatur-Border den Namen der Grafschaft tragen, in der er wiederentstanden war.
So wurde bei diesem Treffen der „Fife Miniature Canary Club“ gegründet, obwohl nur vier weitere Züchter der Einladung gefolgt waren. Bereits 1958 nannte man den gerade erst gegründeten Club, dem Rassenamen entsprechend, in „Fife Fancy Canary Club“ um. Die Zielsetzung dieses Clubs war, eine Standardbeschreibung zu entwickeln und die Rasse zur Anerkennung zu bringen. Nur langsam stieg die Mitgliederzahl an. Mitte der 1960er Jahre waren erst 46 Mitglieder dem Club beigetreten und 1971 war die Mitgliederzahl erst auf 51 Mitglieder angewachsen. 1971 entschied man schließlich, die Größe von bisher 20 auf 25 Punkte zu erhöhen, um eine weitere Qualitätsverbesserung des Fife in Richtung Größe zu erzielen. Hierzu wurde die Bewertungsposition Kondition (Gesamteindruck) von bisher 10 Punkte auf 5 Punkte reduziert.
Der Durchbruch der Rasse Fife erfolgte dann bei der National 1973, die damals noch im Alexandra Palace in London stattfand. Lumsden stellte, als Zuchtgemeinschaft gemeinsam mit seinem Sohn David, mit einem braunweißen Fife den „Best in Show“ und man ließ die gesamte Kanarienkonkurrenz hinter sich. Mit diesem triumphalen Erfolg stellte er seinen kleinen „Wee Gem“ endgültig ins Rampenlicht, obwohl der Fife zu dieser Zeit noch keine eigene Schauklasse hatte. Er musste in der Sammelschauklasse „Any other variety (AOV)“ ausgestellt werden.
Getragen von diesem Sieg, wurde der Rasse Fife letztendlich 1975 eine eigene Schauklasse zugestanden, denn in diesem Jahr wurden erstmals mehr als 50 Fife zur National eingeliefert. Seitdem trat der Fife seinen Siegeszug an. Es muss für Lumsden eine Befriedigung gewesen sein, dass beschickungsmäßig die „älteren Verwandten“ recht schnell in den Schatten rückten und die Gegner seiner Bemühungen endgültig verstummten.
Ende der 1970er Jahre gelangte die Rasse nach Deutschland, wo sie sich rasch wachsender Beliebtheit erfreute und große Verbreitung erfuhr. Bei der Deutschen Meisterschaft des DKB 2003 in Mannheim beschlossen die deutschen Züchter Werner Kolter, Walter Bohner und Arno Hof, die schon seit längerer Zeit bestehende Idee, auch in Deutschland einen Spezialclub für die Rassen Border und Fife zu gründen, umzusetzen. Man war sich darüber einig, dass die Notwendigkeit eines solchen Clubs bestand, da großes Interesse bei den Züchtern vorhanden war.
Die Gründungsversammlung fand am 16. November 2003 in Biedenkopf-Wallau statt. Walter Bohner hatte die Versammlung organisiert. Sie fand im Rahmen der 7. offenen Stadtmeisterschaft der Vogelfreunde Wallau e. V. in der Fritz-Henkel-Halle statt. 22 Zuchtfreundinnen und Zuchtfreunde waren dem Aufruf der drei Initiatoren gefolgt, unter ihnen auch der damalige DKB-Präsident Klaus Weber und der damalige AZ-Ehrenobmann Horst Tettenborn.
Erwartungsgemäß konnte sich dieser Spezial-Club schnell in Deutschland etablieren und kann nach so kurzer Zeit bereits mehr als 80 Mitglieder aufweisen. Die Homepage des Border & Fife Club Deutschland finden Sie unter www.bfcd.info.
Die Rassemerkmale des Fife
Beim Fife handelt es sich um eine glattbefiederte Kanarienrasse schottischer Herkunft.
Als „Miniaturborder“ sind seine Rassemerkmale den Merkmalen des Borders sehr ähnlich. Die Silhouette des Körpers (Harmonie der überwiegend runden Körperformen) entspricht nicht gänzlich der Silhouette eines Borders – sie wirkt ein wenig gedrungener bzw. kompakter. Hauptunterschied zum Border ist allerdings die deutlich geringere Größe von max. 11,5 cm.
Wie der Border hat auch der Fife ein leuchtendes, seidiges, gut anliegendes Gefieder in gleichmäßiger Ausfärbung und eine elegante Haltung. Er ist in allen Kanarienfarben einschließlich der Schecken, außer in Rot, zugelassen.
Der Fife besticht durch seinen fülligen, runden und kompakten Körper, der sowohl in der Seitenansicht als auch in der Draufsicht durch harmonische Rundungen geprägt ist. Von oben betrachtet, lässt sich die Körperform des Fife sehr treffend mit „birnenförmig“ beschreiben, auf dessen breiten Ende der Kopf sitzt. Der Brite benutzt hier das Wortspiel „a cherry on a pear“ – eine Kirsche auf einer Birne.
Auch beim entsprechen die Größenverhältnisse von Körper und Kopf dem „Goldenen Schnitt“ (62:38). D. h. er ist gut proportioniert, kompakt, elegant und rund. Er hat eine gerundete Brust-/Bauchlinie und einen vollen, gewölbten Rücken. Der Kopf ist klein und allseitig gut gerundet, mit hoch gewölbter Stirn und gut gerundetem Hinterkopf, zentriertem Auge, vollen Wangen sowie einem kleinem, zierlichen Schnabel.
Auch der Fife hat die charakteristische Einschnürung am Hals, die einen deutlichen Übergang vom Kopf zum Körper erkennen lässt. Durch diese Einschnürung wirkt der Kopf vom Körper abgesetzt.
Der Schwanz ist kurz, schmal, eng geschlossen und nur minimal eingekerbt. Ein Ausstellungs-Fife hat kurzes, seidiges und glatt anliegendes Gefieder mit einer ganz besonderen Brillanz der Gefiederfarbe. Hierbei sind alle Federn in die Umrisslinie eingepasst. Die Flügel liegen an, ohne sich zu kreuzen.
Die aufrechte Haltung von ca. 60° zur Sitzstangenebene lässt einen kleinen Bereich der Unterschenkel sichtbar werden. Ständer, Zehen und Krallen sind klein und zierlich.
Leichtfüßig, keck und temperamentvoll präsentiert sich der Fife ohne Scheu ruhig und gelassen seinem Betrachter.
Weitere Erläuterungen finden Sie im aktuellen Standard für Positurkanarien.
Der Fife auf Ausstellungen
Nachdem sich der Fife den Sommer über in einer geräumigen Flugvoliere vollständig entwickeln konnte und die Mauser gut überstanden hat, sollte man ihn rechtzeitig vor dem ersten Schautermin einzeln in eine Zuchtbox verbringen. Beschädigtes Großgefieder kann zu diesem Zeitpunkt noch problemlos entfernt werden. Es wird bis zur ersten Vogelschau wieder nachgewachsen sein. Auch können verlorene Deck- und Kopffedern in Ruhe nachwachsen. Weiterhin sollte jeder Vogel zu diesem Zeitpunkt auch auf etwaigen Federling- bzw. Milbenbefall untersucht werden.
Ausgestellt wird der Fife im Borderkäfig, der dem in England benutzten Spezialkäfig (Dewar-Käfig, benannt nach dem Erbauer des Prototyps) sehr ähnelt. Es werden lediglich dünnerer Sitzstangen verwendet, die dem kleineren Fifefuß angepasst sind, und der Sitzstangenabstand wird von 6 auf 5 freie Gitterstäbe verändert.
Allerdings lehnen einzelne Veterinärämter diesen Käfig ab, da er mit 12 cm Tiefe für Vögel zu klein sei. Deshalb ist zur DKB-Meisterschaft und in einigen Landkreisen nur die Ausstellung in einem Wursterkäfig möglich! Leider präsentiert sich der Fife Fancy in solch einem Käfig nicht optimal. Ein allseits offener Schaukäfig wird vom Fife, mit seinem kecken, munteren Wesen, als angenehm empfunden, denn er bietet eine Singwarte mit Rundumblick, was dem natürlichen Verhalten von Singvögeln sehr entgegenkommt.
Der schönste Fife kann nur richtig zur Geltung kommen und sich entsprechend präsentieren, wenn er ausreichend Schautraining erhalten hat. Nur so wird er ruhig und elegant von Sitzstange zu Sitzstange hüpfen und sich dem Betrachter (und dem Preisrichter) perfekt präsentieren. Dies kann nur erreicht werden, indem der Fife von frühester Jugend an, an Menschen und den Ausstellungskäfig gewöhnt wurde.
Haltung und Pflege des Fife
Außerhalb der Zuchtzeit sollte der Fife in geräumigen Flugvolieren gehalten werden und es lässt sich durchaus eine positive Auswirkung auf seine Entwicklung feststellen.
Gelbgrundige Fife sollten in der Mauserperiode wegen des recht hohen Luteingehaltes reichlich Sommerrübsen erhalten. Außerdem darf jeden Tag Grünfutter nach Saison gefüttert werden, wobei der Phantasie kaum Grenzen gesetzt sind. Auch das Grünfutter fördert die Entwicklung eines natürlichen Farbtons und hat zudem positive Auswirkungen auf die Gesundheit.
Ansonsten bedarf es keiner besonderen Fütterung. Ein gutes Mischfutter ist für die Entwicklung des Fife vollkommen ausreichend, wobei natürlich auch außerhalb der Zucht gelegentlich Ei- bzw. Kraftfutter gefüttert werden sollte. Grit und Mineralien sollten das gesamte Jahr über in unbegrenzter Menge zur Verfügung stehen. An dieser Stelle soll einmal erwähnt werden, dass zu reiche Fütterung, wie häufig in Bezug auf die Ernährung kleiner Rassen zu hören ist, keine Auswirkungen auf die Größenentwicklung des Fife hat. Die Körpergröße aller kleinen Rassen ist durch züchterische Lenkung und Selektion als Rassemerkmal herausgezüchtet worden und kann durch die Fütterung nur geringfügig beeinflusst werden.
Tipps zur Zucht des Fife Fancy
Die Zucht erfolgt idealerweise in Paarhecke in Zuchtboxen mit einer Mindestgröße von 50 cm Breite, 40 cm Höhe und 40 cm Tiefe.
In Bezug auf die Zucht ist der Fife eine der vermehrungsfreudigsten Kanarienrassen und bringt exzellente Elterneigenschaften mit. Bereits zwei Jahresbruten bringen dem Züchter eine stolze Anzahl an Nachzuchten.
Hier lässt sich durch gezielte Selektion recht schnell eine deutliche Verbesserung der Rassemerkmale erzielen. Auch ist er, nicht zuletzt wegen seines recht munteren und zutraulichen Wesens, besonders bei Anfängern in die Kanarienzucht beliebt und hat sicher einer Vielzahl von Züchtern den Einstieg in das Hobby der Vogelhaltung und Vogelzucht erleichtert.
Insbesondere die hohen Anforderungen an die Farbe machen es notwendig gezielt zu verpaaren. Neben dem Grundsatz intensiv x nichtintensiv zu verpaaren, sollte besonderes Augenmerk auf ausgleichende Verpaarung in Bezug auf die Gefiedertextur gelegt werden. Dies gilt insbesondere bei der Zucht von weißgrundigen Fife, denn hier führt eine falsche Beurteilung der Zuchtvögel bezüglich ihrer Intensität schnell zu Fehlverpaarungen. Daher kann erst zur Zucht von weißgrundigen Fife geraten werden, wenn genügend Erfahrung mit farbigen Fife gesammelt werden konnte.
Bei aufgehellten Fife-Stämmen sollten zumindest sporadisch Scheckenvögel eingekreuzt werden. Hierdurch bleibt die Farbtiefe erhalten und es wird der unkontrollierbaren Mauser der Aufgehellten entgegengewirkt, in die die Vögel bei nur relativ geringen Änderungen in der Beleuchtungsintensität und Beleuchtungsdauer ansonsten recht schnell fallen.
Eine gute, leuchtende Grundfarbe kann nur durch gezielte Fütterung erreicht werden. Seitens englischer Züchter wird insbesondere betont, dass ein Zufüttern von künstlichen Gelbverstärkern nicht sinnvoll ist. Hierdurch geht der fifeeigene Farbton verloren und der besondere Glanz des Gefieders sowie die Farbbrillanz des Vogels verlieren an Wirkung.
Text: Thomas Müller, Uwe Feiter – aktualisiert und ergänzt von Norbert Schramm
Fachgruppe im DKB
Für den Fife ist im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. die Fachgruppe der Farben- und Positurkanarien zuständig.
Auch der Border & Fife Club Deutschland betreut die Züchter des Fife Fancy.
Im Bereich der Sachkunde findet man Erstinformationen zur Kanarienhaltung.
Fragen zum Fife Fancy
Fragen zum Fife Fancy haben wir in Unterartikeln aufgelistet und hier aufgeführt.
Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie uns gern.
Quellen und Literaturangaben
Homepage des „Border & Fife Club Deutschland“. Unter: http://www.bfcd.info/
Positurkanarienstandard des Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbundes e.V. (Stand 2020), Loseblattsammlung
H. Claßen, W. Kolter: Die Positurkanarien. Eigenverlag Rheinmünster, 2005.
T. Müller, U. Feiter: Faszination Positurkanarien – eine Leidenschaft für’s Leben. Palm Druck & Verlag, Baesweiler, 2013.
N. Schramm: Kompendium-Kanarien, Band 3, Positurkanarien aus aller Welt. Books on Demand, Norderstedt, 2022.