Der Blutbauchsittich - Northiella haematogaster

Steckbrief der Blutbauchsittiche

Der Blutbauchsittich (Northiella haematogaster- Gould, 1838) ist eine Vogelart der Plattschweifsittiche und stellt dort eine eigene Gattung dar. Diese Gattung wurde zu Ehren des australischen Ornithologen Alfred John North benannt. Es werden vier Unterarten unterschieden.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Blutbauchsittiche sind etwa 28 bis 30 cm groß und wiegen 74–105 g, je nach Ernährungszustand und Alter. Stirn und Gesicht sind violettblau. Der restliche Kopf, Vorderhals, Brust und Rücken sind olivgrau bis braun mit Schattierung zu Gelb. Auf dem Bauch befindet sich bei zwei Unterarten der namensgebende große rote Fleck, der sich bis auf die Schenkel herabziehen kann. Die Außenflügel und die Vorderkante des gefalteten Flügels sind dunkelblau.

Jede Unterart weist erhebliche geografische Unterschiede im Gefieder und in der Größe auf. Die meisten Unterarten unterscheiden sich durch den Rotanteil auf dem Unterkörper und die Zeichnung des inneren Oberflügels.

Systematik und Unterarten

Ursprünglich gehörten sie zur Gattung Psephotus (Singsittiche), wurden aber 1994 von den Ornithologen und Taxonomen Leslie Christidis und Walter E. Boles aufgrund von charakteristischen physischen und verhaltensmäßigen Unterschieden in eine eigene Gattung umgegliedert.

Die Unterarten hybridisieren in den Übergangsgebieten bis zu einem gewissen Grad. Meist werden vier Unterarten anerkannt.

Gelbsteißsittich

Der Gelbsteißsittich (Northiella h. haematorrhous – Gould, 1838) lebt in Queensland, New South Wales und Victoria bis Süd Australien und wird in Australien deshalb auch „Eastern Bluebonnet“ genannt. Die Gelbsteißsittiche besitzen einen namensgebenden gelben Steiß und Unterschwanzfedern, die beide mit einer variablen Menge an Rot versehen sind. Die inneren kleinen und die mittleren Flügeldecken sowie die inneren Armdecken sind olivfarben. Der Flügelbug ist gelblich olivfarben. Die Gelbsteißsittiche sind mit 30 cm etwas größer als die anderen Unterarten.

Gelbsteißsittiche (Northiella haematogaster haematorrhous)

Die Geschlechter ähneln einander sehr, jedoch sind die Weibchen meist matter gefärbt. Das Blau an Vorderkopf und Wangen ist weniger ausgedehnt und matter. Der geringe Rotanteil auf dem Bauch ist bei Weibchen generell noch etwas geringer als bei den Männchen. Die Männchen haben einen größeren Kopf und einen kräftigeren Schnabel. Die Männchen des Gelbsteißsittichs haben ein Gewicht von 88 g bis 105 g, die Weibchen sind mit 74 g bis 84 g leichter.

Rotsteißsittich

Der Rotsteißsittich (Northiella h. haematogaster – Gould, 1838) kommt im Nordosten des Verbreitungsgebiets vor. Das Rot des Unterkörpers bedeckt den gesamten Bereich des Unterschwanzes. Auf dem zusammengefalteten Flügel ist der Schulterfleck überwiegend rot und die Vorderkante ist um das Handwurzelgelenk herum viel heller blaugrün als beim Gelbsteißsittich.

Unter den Rotsteißsittichen treten immer wieder Exemplare auf, die besonders viel Rot auf Bauch und Flügel besitzen. Bei manchen ist die gesamte Partie vom oberen Bauch bis zu den Unterschwanzdecken tiefrot ohne gelbe Federn. In Australien werden diese Vögel als „High Red-vented Bluebonnets“ bezeichnet.

Balzender Rotsteißsittich (Northiella h. haematogaster)
Naretha-Sittich

Der Naretha-Sittich (Northiella haematogaster narethae – H. L. White) könnte eine beginnende Art sein. Eine 2015 von Gaynor Dolman und Leo Joseph veröffentlichte mitochondriale DNA-Studie bestätigte die genetische Isolierung vom Gelbsteißsittich und empfahl, ihn wieder als eigenständige Art einzustufen. Auch die Sittichzüchter betrachten den Naretha-Sittich als eigene Art.

Der Naretha-Sittich lebt an der Grenze zwischen West- und Südaustralien.

Er ist mit einer Länge von etwa 26 bis 28 cm kleiner als der Gelbsteißsittich. 

Naretha-Sittich (Northiella haematogaster narethae)

Das erwachsene Männchen hat eine zweifarbige Gesichtszeichnung: Stirn, Wangen und der Bereich über den Augen sind heller grün-blau und kontrastieren mit dem Rest des violett-blauen Gesichts. Der restliche Kopf, der Vorderhals und die Brust sind mit hellen Streifen und undeutlichen Flecken gezeichnet. Der Rücken ist oliv-grau. Der Bauch ist gelb, die Unterschwanzdecken und die äußeren kleinere Flügeldecken sind rot.

Blasser Blutbauchsittich

Der Blasse Gelbsteiß- oder Blutbauchsittich (Northiella haematogaster pallescens – Salvatori) bewohnt die Region Eyres im Nordosten von Südaustralien und in angrenzenden Gebieten im Südwesten von Queensland und im Nordwesten von New South Wales.

Er ist, wie der deutsche Name schon aussagt, deutlich blasser, mit viel weniger Kontrast zwischen der Brust und dem hellen Gelb der Unterseite.

Blasser Blutbauchsittich (Northiella haematogaster pallescens)

Verbreitungsgebiete und Habitate

Verbreitungsgebiete der Blutbauchsittiche

Blutbauchsittiche finden sich in trockenen und halbtrockenen, offenen Waldgebieten, dominiert von Myoporum, Kasuarinen (Casuarina), Schmuckzypressen (Callitris), Akazie und Eukalyptus, oft mit niedriger Chenopoden-Strauchschicht. Auch offene grasbewachsene Ebenen, trockenes Buschwerk, Galeriewälder, manchmal in der Nähe von Wirtschaftsgebäuden und Wassertröge werden bewohnt. Restflecken von Mallee in gerodeten landwirtschaftlichen Flächen sind im Süden des Verbreitungsgebiets wichtig.

Ernährung und Ernährungsweise

Blutbauchsittiche ernähren sich von Kräutersamen, einschließlich Meldearten (Atriplex vesicaria, Bassia), Fuchsschwanzgewächse (Kochia sedifolia, Amaranthus), Früchten, Beeren und Akazienblüten, aber relativ wenig Grassamen.

Der Noretha-Sittich ernährt sich von Samen verschiedener Akazien, auch Heterodendron oleifolium, Danthonia caespitosa, Helipterum, Gänsedisteln (Sonchus oleraceus) und der Misteln (Amyema quandang und Lyiana exocarpi), und Schmetterlingslarven, die aus Akazienstämmen entnommen wurden. Es wird auch davon berichtet, dass Samen von Korbblütlern bei der Fütterung von Jungen bevorzugt werden.

Stimme und Stimmverhalten

Der gebräuchlichste Ruf eines Blutbauchsittich ist ein harsches, nachdrückliches „chack“ oder „chak-a-chack“, das typischerweise in loser Folge wiederholt wird. Beim Sitzen sind auch mehr melodische klingende nasale Töne zu hören.

Brutbiologie

Die Brutzeit des Blutbauchsittich liegt zwischen Juli und Dezember, mit einigen Schwankungen. Es gibt Anzeichen, dass zwei Brutsaisons nach guten Regenfällen auftreten können. Das Nest eines Blutbauchsittich befindet sich in Baumhöhlen, die Der Naretha-Sittich verwendet oft sehr verkümmerte Bäume und findet den Nistplatz in Bodennähe in einer Spalte in der Baumbasis. Es werden zwischen 4 und 7 Eier gelegt. Die Inkubation beträgt 19 Tage und die Nestlingszeit ca. 30 Tage.

Gefährdung und Schutzstatus

Der Blutbauchsittich ist gemäß BNatSchG (§ 7 Abs. 2 Nr. 13 und 14) besonders geschützt und ist im Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommen aufgeführt. Er ist nach Anlage 5 der BArtSchV von der Anzeigepflicht ausgenommen.

Der Blutbauchsittich wurde zuletzt 2016 für die Rote Liste der bedrohten Arten der IUCN bewertet. Danach wird er als wenig gefährdet (Least Concern) eingestuft.

Der Blutbauchsittich kommt noch ziemlich häufig vor, außer an den Rändern des Verbreitungsgebiets. Die Abholzung der einheimischen Vegetation in Victoria muss gestoppt werden, damit Schutz- und Nistplätze erhalten bleiben. Die Ausbreitung des europäischen Stars (Sturnus vulgaris) in diese Lebensräume kann dazu führen, dass Papageien viele Nisthöhlen nicht mehr nutzen können.

Der Naretha-Sittich leidet unter illegalem Fangen, welches auch das Vergrößern der Nisthöhlen beinhaltet. Damit wird eine künftige Brut in diesen Bäumen verhindert und daher die allgemeine Fortpflanzungsfähigkeit der Art verringert. Darüber hinaus hat das Grasen von Kaninchen möglicherweise die Regeneration bevorzugter Nistbaumarten verhindert.

Quellen und Literaturangaben

Titelbild: JJ Harrison (CC BY-SA 3.0)

Dolman, Gaynor; Joseph, Leo (2015). „Evolutionary history of birds across southern Australia: structure, history and taxonomic implications of mitochondrial DNA diversity in an ecologically diverse suite of species“. Emu. 115 (1): 35–48. doi:10.1071/MU14047. S2CID 84577411

Morcombe, Michael (1986). The great Australian birdfinder. Sydney: Lansdowne Press. p. 320. ISBN 0701819626.

K. Immelmann: Die australischen Plattschweifsittiche. Die Neue Brehm-Bücherei. A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt, 1976.

Ihre Fragen an die Fachgruppe im DKB

Im Deutschen Kanarien- und Vogelzüchterbund e.V. ist die Fachgruppe der Sittiche und Exoten für Blutbauchsittiche zuständig.

Im Bereich der Sachkunde finden Sie Erstinformationen zur Haltung von Sittichen.

Wenn Sie Fragen zu den Blutbauchsittichen haben, kontaktieren Sie uns. Wir führen diese und unsere Antworten dann in Unterartikeln auf.

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